Grönländisch zieht in den Folketing ein – simultan übersetzt

Dänemark/Grönland/Färöer. Wie könnte eine neue, gleichberechtigte Zusammenarbeit der drei Länder unter dem Dach der dänischen „Rigsfællesskab“ aussehen? Dazu sind wieder zwei weitere Details hinzugekommen: Im Folketing soll nun bei ausgewählten Debatten auch Simultanübersetzung für Grönländisch angeboten werden. Und im Pass darf nun auch „Grönländisch“ als Nationalität stehen. Für Färinger gibt es diese Option im Pass heute schon.

 Grafik mit 3 Flaggen

Flaggen der Rigsfællesskab – Grönland, Färöer, Dänemark

Die Dolmetscherlösung geht auf eine Initiative der grönländischen Folketing-Abgeordneten Aki-Matilda Høegh-Dam zurück. Zwar hat diese keine Probleme, sich auf Dänisch auszudrücken, doch sie machte es zu einer Prinzipienfrage und begann, Reden auf Grönländisch zu halten. Das löste eine Diskussion aus. Ihr erster Erfolg war, dass es zukünftig gestattet sein sollte, im Folketing auch Reden auf Grönländisch oder Färöisch zu halten. Anfangs war allerdings die Frage der Übersetzung noch nicht gut gelöst.

Bei der jüngsten Fragestunde im November hatte Høegh-Dam wieder angekündigt, nur Grönländisch zu sprechen – und es wurde zum ersten Mal simultan gedolmetscht. Nun hat das Präsidium des Folketing nach einer Beratung mit den beiden grönländischen Abgeordneten erklärt, dass künftig bei Debatten mit besonderer Bedeutung für die Rigsfællesskab simultan gedolmetscht werden soll. Das könnte beispielsweise beim Arktis-Bericht der Fall sein, so die Pressemitteilung des Präsidiums, aber auch bei anderen Themen, wenn der Bedarf vorher angekündigt werde. Damit ist die Tür offen für politische Vertreter aus Grönland, die weniger gewandt auf Dänisch sind als die beiden aktuellen Folketing-Abgeordneten Høegh-Dam (von den sozialdemokratischen Siumut) und Aaja Chemnitz ( von der linken Inuit Ataqatigiit).

Der Preis für die Augenhöhe

Die Option kostet: Es sollen Dolmetscherkabinen sowie die notwendige Technik angeschafft werden, für rund 5 Millionen DKK (rund 670 000 Euro). Außerdem sollen Dolmetscher eingestellt werden. Dies könnte die eigentliche Herausforderung sein:  „Manchmal erlebe ich auch, dass Dinge „Lost in translation“ sein können“, so Aaja Chemnitz zu KNR, „Es ist nicht unbedingt ein Vorteil übersetzt zu werden, wenn der Dolmetscher nicht gut ist. Es ist also die Qualität des Gedolmetschten, die für mich in meiner zukünftigen Arbeit richtig wichtig wird.“ Das ist auch dem Präsidium bewusst, wie man in der Pressemitteilung lesen kann. Erfahrene Dänisch-Grönländisch-Dolmetscher gibt es in Nuuk: Im grönländischen Parlament, Inatsisartut, wird fast alles gedolmetscht und die Dokumente sind in beiden Sprachen, obwohl Grönländisch die offizelle Landessprache ist.

Ein Staat, drei verschiedene Pässe

Von den Färöer hat bisher niemand Bedarf an Dolmetschen angemeldet. In anderen Fragen, die die kulturelle Eigenständigkeit markieren, sind die Färöer schon weiter als Grönland. Dort wird bereits zusätzlich zur dänischen Nationalität die färöische in den Pass eingetragen, der Pass trägt die Aufschrift Føroyar – Danmark und ist grün, anders als der weinrote dänische EU-Pass. Wer in Grönland einen Pass beantragt, kann bereits zwischen der Aufschrift „Den Europæiske Union – Danmark“ oder „Kalaallit Nunaat – Danmark “ wählen. Zukünftig kann auf Wunsch neben der dänischen auch die grönländische Nationalität eingetragen werden, entsprechend der färöischen Regelung, teilte nun das Justizministerium mit.

Früherer Artikel zum Thema: Dänischer Folketing bereit für Grönländisch und Färöisch

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