Zwischen Dänemark und Grönland knirscht es weiter

Dänemark/Grönland/Färöer. Es knirscht mal wieder in der Rigsfællesskab – und diesmal geht es um Sprache. Die Grönländerin Aki-Matilda Høegh-Dam, die perfekt dänisch spricht, hielt im dänischen Parlament eine kurze Rede auf Grönländisch ohne Übersetzung. Das kam bei einigen nicht gut an. Andere öffneten sich für Grönländisch oder Färöisch mit Übersetzung. Darüber berichteten Sermitsiaq, KNR und DR.

Aki-Matilda Høegh-Dam

Aki-Matilda Høegh-Dam. Foto Marie Hald/Folketing

Aki-Matilda Høegh-Dam von den sozialdemokratischen Siumut ist eine der beiden grönländischen Vertreterinnen im dänischen Folketing. Bisher diskutierten alle Vertreter aus Grönland oder von den Färöer im Folketing auf Dänisch. Zweck der Demonstration war, darauf hinzuweisen, dass Gesetze auch für Grönland in einer Sprache diskutiert und beschlossen werden, der viele Grönländer gar nicht folgen können. Diese Demonstration stand im Zusammenhang Premierministerin Mette Frederiksens Erklärung zur Rigsfællesskab im Folketing. Laut Sermitsiaq verwies Høegh-Dam in ihrer Rede unter anderem darauf, dass die drei Länder nicht gleichwertig seien und eine echte Rigsfællesskab nicht existiere.

Weniger Interesse für Übersetzungen bei den Färingern

Høegh-Dams Sprach-Demonstration stieß zwar bei vielen auf Protest, bei anderen aber auf Verständnis, und hatte auch einen gewissen Erfolg: Das Folketing-Präsidium überlegt nun, ob demnächst bei Bedarf Übersetzer eingesetzt werden sollen, wie es im grönländischen Parlament üblich ist. Für die beiden Färinger im Folketing war die Frage offenbar weniger wichtig. „Wir sind im dänischen Folketing. Wir sprechen dänisch, weil wir einander auf Dänisch verstehen“, zitiert Sermitsiaq Anna Falkenberg. Und Landsmann Sjúrður Skaale: „Ich hätte nichts dagegen, Färöisch zu sprechen. Aber wir sprechen ja Färöisch im färöischen Parlament, und ich sehe den Folketing als Dänemarks Parlament, nicht als das der Rigsfællesskab.“

Veränderung ist unaufhaltsam

Was nach einem Sturm im Wasserglas klingt, ist nur ein weiteres Zeichen dafür, dass die aktuelle Konstellation der drei Länder auf einem unaufhaltsamen Weg der Veränderung ist. Bei den Färöer geschieht dies vergleichsweise leise, durch eine Übernahme von immer mehr Sachgebieten und Verzicht auf Geld – was sich die Inselgruppe auch leisten kann. Grönland hat nicht nur größere ökonomische und soziale Probleme, die Aufarbeitung der dänisch-grönländischen Kolonialgeschichte hat auch einige sehr bittere Episoden. Christian Schultz-Lorentzen, Chefredakteur der grönländischen AG, erwartet darauf irgendwann eine Gegenreaktion aus Dänemark: Sein Eindruck sei, dass immer mehr Dänen müde würden, für eine Kolonialzeit in Grönland kritisiert zu werden, an der sie persönlich gar nicht beteiligt waren. 

Die dänische Premierministerin Mette Frederiksen, die schon in ihrer vergangenen Amtsperiode den grönländischen und färöischen Kollegen mehr Raum gegeben hat, beschwor den Respekt vor den internen Diskussionen der Länder und hob die gute Zusammenarbeit hervor.

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