Finnland: Welche Folgen hat der Bären-Foto-Tourismus?

Finnland. Einen wildlebenden Bären vor die Kamera zu bekommen, ist für viele Tierfotografen ein Traum. Die wenigstens haben an ihrem Wohnort die Gelegenheit dazu. In Finnland gibt es inzwischen eine Reihe von Tourismusunternehmen, die solche Möglichkeiten anbieten. Inzwischen wird allerdings darüber diskutiert, ob die Bären so nicht die Scheu vor den Menschen verlieren.

Europäischer Braunbär

Europäischer Braunbär (Symbolbild), Foto Alexas_Fotos/pixabay

So verläuft ein Bären-Fotografier-Camp normalerweise: Die Fotografen beziehen am späten Nachmittag einen geschlossenen Unterstand im Wald, meist aus stabilem Holz gebaut, und mit der Möglichkeit, von dort aus mit großen Objektiven störungsfrei nach draußen zu „zielen“. Der Veranstalter platziert einen Köder, Fisch oder Fleisch. Damit ist relativ sichergestellt, dass Bären diesen Platz auch besuchen, auch Vielfraße kommen gern. Die entsprechenden Unternehmen haben sich dort angesiedelt, wo die „Bärendichte“ natürlicherweise am höchsten ist: an der Grenze zu Russland, und zwar vorzugsweise in einem Bereich zwischen Kuhmo und Kuusamo. Die Saison geht meist von Anfang April bis Mitte August, bis die Jagd beginnt. Insgesamt leben in Finnland rund 2000 Bären und noch mehr auf der russischen Seite der Grenze. Diese ist für Bären einfach zu passieren.

Die Foto-Touristen sind sicher

Die finnische Behörde für Produktsicherheit und Chemikalien (Tukes) hat in den vergangenen Jahren die Unternehmen unter die Lupe genommen und dabei auch das Umfeld untersucht. Zum einen ging es dabei um die Sicherheit der Touristen selbst. Zum anderen ging es um die Frage, ob diese Aktivitäten das natürlich scheue Verhalten der Braunbären verändern und sie damit zu einer Gefahr für Wanderer und Bewohner naher Siedlungen werden.

Die Sicherheit der Fototouristen scheint dabei soweit wie möglich gewährleistet. Die größte Gefahr besteht für sie auf dem Weg zum oder vom Unterstand. Weniger eindeutig sind die Ergebnisse bei der Frage, inwieweit das Gefüttertwerden und Fressen in der Nähe von versteckten Menschen das Verhalten der Bären beeinflusst. Fakt ist, dass solche Futterstellen mehrere Tiere pro Nacht anziehen.  Es soll einzelne Ereignisse gegeben haben, in denen sich unbeteiligte Menschen und Bären näher kamen als erwünscht. Tukes fordert jedenfalls strenger Regeln für das Füttern und eine weitere Erforschung dieses Themas.

Mehr Forschung gewünscht

Yle befragte dazu Professor Ilpo Kojola vom Institut für Naturressourcen (Luke) in Rovaniemi. Sein Spezialgebiet sind die großen Raubtiere, und er plädierte ebenfalls für mehr  Forschung zu den Folgen dieser Art von Tourismus. Er vermutet, dass sich das Verhalten einzelner Tiere wahrscheinlich schon geändert habe: „Bären sind extrem intelligente Tiere, und intelligente Tiere sind individuell“, wird er zitiert.

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