Grenzgänger-Wölfe dürfen nicht geschossen werden

Schweden/Norwegen. Wie viele Wölfe verträgt Skandinavien? Dazu gibt es unterschiedliche Auffassungen in Norwegen und Schweden, und doch muss man sich manchmal einigen, denn ein Teil davon lebt zu beiden Seiten der Grenze. Nach einem Einspruch der schwedischen Naturschutzbehörde mussten norwegische Jäger die geplante Jagd im Rømskog-Revier abblasen. Darüber berichteten SVT und NRK.

Wolf

Wolf im Zoo, Bardu, Norwegen. Foto Mas3cf/Wikimedia, CC BY-SA 4.o

Die meisten Wölfe Skandinaviens leben in der schwedischen Region Värmland. Angrenzend daran liegt die norwegische „Wolfszone“, in der Norwegen Rudel mit Nachwuchs akzeptiert. Allerdings nicht alle: Im Herbst wurde beschlossen, dass auch dort gejagt und insgesamt 17 Tiere geschossen werden sollten, um die Auswirkungen auf die Bevölkerung gering zu halten. Gegen diesen Beschluss hatten mehrere Gruppen aus unterschiedlichen Gründen geklagt, und die Genehmigung wurde vom norwegischen Umweltministerium auf sechs Tiere in der Wolfszone reduziert.

Einspruch aus Schweden

Die schwedische Naturschutzbehörde gehörte zu denen, die Einspruch erhoben, und deren Einwand wird in der Entscheidung des norwegischen Ministeriums explizit erwähnt.  Denn die Familiengruppe von Rømskog gilt als Grenzgänger, die auf beiden Seiten anteilig gezählt werden. Schweden versucht, seinen Wolfsbestand bei 300 Tieren zu halten. Die  Rømskog-Wölfe, laut des norwegischen Rapports 3-6 Tiere, hätten zwar nur auf norwegischem Boden geschossen werden dürfen, trotzdem hätte sich so automatisch auch die Zahl des schwedischen Bestands verringert. Bereits im vergangenen Jahr hatte Schweden die eigene Lizenzjagd abgesagt, weil der Bestand zu gering schien.  Es gibt allerdings auch auf schwedischer Seite Leute, die finden, es gebe inzwischen zu viele Wölfe. Auf norwegischer Seite leben laut Rovdata insgesamt rund 70 Tiere, inklusive der Grenzgänger. Außerhalb der Wolfszone dürfen in Norwegen 26 Tiere geschossen werden.

Skandinavische Wölfe haben ein Inzucht-Problem

Was den Wildtierbiologen Sorgen macht, sind nicht Zahlen allein. Der ursprüngliche skandinavische Bestand ist nach massiver Jagd ausgestorben. Der heutige geht auf wenige aus Finnland eingewanderte Tiere zurück und leidet unter Inzucht. Zuzügler aus Finnland und Russland wären deshalb zumindest theoretisch sehr willkommen. Allerdings liegt auf ihrem Weg weiträumig Rentierzuchtgebiet.

Wolfsbestand

Der schwedisch-norwegische Wolfsbestand 2017/2018. Quelle: Rovdata

Zurzeit sind drei Wölfe aus dem Osten im in Nordschweden unterwegs, und sechs samische Rentierhalterkooperativen halten ihre Tiere deshalb bewacht in Zäunen, um sie davor zu schützen. Die Rentiere müssen dort allerdings gefüttert werden. Dazu gibt es eine Erstattung der Naturschutzbehörde, die nach Ansicht der Betroffenen aber nicht ausreicht.

In Norwegen brachte ebenfalls  ein genetisch wichtiger Wolf aus dem Osten die Pläne durcheinander: Für das sechsköpfige Rudel im Letjenna-Revier bestand eine Abschussgenehmigung, doch dann tauchte der „ausländische“ Wolf dort auf, dessen Fährte per GPS genau verfolgt wird. Vier Tiere waren da schon tot, die letzten beiden kommen nun davon, weil eine Verwechslung nicht ausgeschlossen werden kann. Der Wolf, von dem man sich eine genetische Auffrischung erhofft, war schon einmal betäubt, gechipt und bei Kongsvinger ausgesetzt worden. Doch er lief 300 Kilometer zurück.

Früherer Artikel zum Thema:Wo der Wolf willkommen ist – und wo nicht

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