Finnland/Russland. Die finnische Regierung schließt ab Mitternacht drei weitere Grenzübergänge Richtung Russland. Nur der nördlichste, Raja Jooseppi, bleibt vorerst geöffnet. Damit reagiert Finnland darauf, dass Russland weiterhin Menschen aus Drittländern ohne Visum Richtung Finnland weiterreisen lässt.
Erst am vergangenen Samstag hatte die finnische Regierung die vier südlicheren Grenzübergänge komplett geschlossen. Seit dem Spätsommer waren dort immer mehr Menschen aus Drittländern angekommen, die kein gültiges Visum hatten und an der Grenze Asyl beantragten. Da sich diese Art von Grenzverkehr nun auf die nördlicheren Übergänge Salla und Vartius verlagert hat, werden nun auch diese geschlossen, ebenso Kuusamo, zunächst bis 23. Dezember. Allein der abgelegene, nördlichste Grenzübergang Raja Jooseppi bleibt nutzbar. Dort hatte es bisher auch keinen gestiegenen Verkehr gegeben.
Die finnische Regierung führt die gestiegene Zahl an Asylbewerbern an der Ostgrenze auf eine geänderte Praxis der russischen Grenzbehörden zurück, die diese Menschen früher gar nicht durchließ. Mehr noch: Es handele sich um eine von Russland instrumentalisierte Einwanderung, deren Zunahme eine ernsthafte Bedrohung der nationalen Sicherheit und der allgemeinen Ordnung darstelle, so die finnische Regierung in der jüngsten Pressemitteilung. Man sieht es auch als erwiesen an, dass die Menschen Unterstützung dabei bekommen haben, die finnische Grenze zu erreichen. Seit August seien insgesamt rund 700 Menschen aus Drittländern als Asylbewerber aus Russland gekommen.
Wie kommen die Leute zur Grenze und an Fahrräder?
Die Asylsuchenden, nach Medienberichten aus dem mittleren Osten und Nordafrika, passieren die Grenzübergänge mit Fahrrädern trotz Schnee und tiefen Temperaturen, denn zu Fuß ist es nicht erlaubt. Diverse Medien versuchten, herauszufinden, wie die Menschen zur Grenze kommen und wer sie mit Fahrrädern versorgt, darunter der Barents Observer , Helsingin Sanomat und auch das russische Onlinemedium Fontanka. Die letzte Station in Russland ist jetzt zumindest für einige offenbar Kandalakscha. Helsingin Sanomat erhielt bei einer Unterkunft in Kandalakscha die Auskunft, der FSB kümmere sich um den Transport, und eine andere in Kandalakscha sprach gegenüber dem Barents Observer von „unsere Dienste haben sie heute morgen abgeholt“. In den arabischsprachigen Chatgruppen, die der Barents Observer und Fontanka verfolgten, ging es aber offenbar nur darum, wie man sich allein durchschlägt, wobei auch Vermittler ihre Dienste anbieten.
Nur noch Raja Jooseppi offen – und Storskog
Für diejenigen, die bisher noch mit gutem Grund und legal die Grenze passierten und dies auch weiterhin tun wollen, ist der Umweg über Raja Jooseppi gewaltig. Es gibt noch einen weiteren Grenzübergang aus Russland in den Westen: Storskog in Norwegen. Bisher ist dieser grundsätzlich noch nutzbar, doch die norwegischen Behörden verfolgen die Entwicklung dort genau.
Einreise für Russen fast unmöglich
Für russische Staatsbürger ist es schon länger fast unmöglich geworden, nach Finnland oder Norwegen einzureisen: Es gibt kaum noch Visa, der Bahnverkehr ist eingestellt, und es ist nur noch in seltenen Ausnahmefällen möglich, ein Auto mit russischem Kennzeichen über die Grenze zu fahren.
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