Schweden. Elon Musk hat ein neues Problem: schwedische Gewerkschaften. Seit fast einem Monat bestreikt die IF Metall seine Tesla-Werkstätten in Schweden und will ihn so zum Abschluss eines Tarifvertrags zwingen. Bisher schien der Streik Tesla Schweden nicht viel auszumachen. Bis auch Postnord-Angestellte anfingen, Tesla zu bestreiken. Denn nun bekommen die neuen Autos keine Nummernschilder. Darüber berichtete unter anderem Arbetet. Update: Ab heute wird auch ein Teileproduzent bestreikt, der sonst ein Teil nach Deutschland liefert.
Für die Gewerkschaft IF Metall ist es eine Frage des Prinzips: Ein Unternehmen wie Tesla hat einen Tarifvertrag („Kollektivavtal“) abzuschließen. Alles andere widerspräche dem „schwedischen Modell“, das den Gewerkschaften eine vergleichsweise starke Stellung gibt, dafür mischt der Staat sich nicht ein – Mindestlöhne gibt es nicht. In der Vergangenheit war dies vergleichsweise erfolgreich.
Es gibt Unternehmer, die Tarifverträge ablehnen. Zum Beispiel Sebastian Siemiatkowski, Gründer und Geschäftsführer des schwedischen Bezahldienstes Klarna. Doch er unterschrieb Anfang November, als Streik gegen Klarna drohte.
Elon Musk will keinen Tarifvertrag für Tesla Schweden
Auch Elon Musk lehnt es ab, für Tesla Schweden einen Tarifvertrag abzuschließen. Laut Dagens Industri ist es Elon Musk persönlich, der hinter der Ablehnung steht und entsprechende Anweisung gegeben hat.
Der Streik begann am 27. Oktober zunächst nur gegen Teslas eigene Servicewerkstätten in Schweden. Wie viele Mitglieder IF Metall unter diesen Angestellten hat, ist unklar. Bekannt ist, dass ein Teil den Streik nicht unterstützt und weiter zu Arbeit geht. An anderen Orten sollen Streikbrecher eingesetzt worden sein.
Neun Gewerkschaften unterstützen IF Metall
Inzwischen wurde der Streik auch auf autorisierte Werkstätten ausgeweitet – dort werden alle anderen Fahrzeuge normal gewartet und repariert, nur nicht Teslas. Außerdem haben sich inzwischen insgesamt neun weitere Gewerkschaften der IF Metall angeschlossen und Streiks angekündigt oder bestreiken Tesla bereits , dort, wo sie können: Hafenarbeiter wollen keine Teslas mehr ausladen, Maler keine Teslas mehr lackieren, Reinigungskräfte nicht mehr Teslas Gebäude putzen.
Keine Nummernschilder mehr wegen Postblockade
Während Tesla bisher einiges umgehen konnte, ist der Einstieg von Seko (Service und Kommunikation) und ST (Staatsangestellte) in den Sympathiestreik nun möglicherweise ein echtes Problem. Denn Nummernschilder werden in Schweden von einer zentralen Stelle verschickt – mit der dänisch-schwedischen staatlichen Postnord, und nur damit. Seit Montag ist die Postblockade gegen Tesla in Kraft. Neue Teslas bekommen so keine Nummernschilder und können nicht ausgeliefert werden. Auf die Nachricht äußerte sich Elon Musk auf „X“: „It’s insane“.
Erinnerung an Streik gegen Toys R Us
Beobachter halten die Lage für ungewöhnlich und extrem festgefahren. Ingrid Wennemo vom staatlichen Vermittlungsinstitut erinnert in diesem Zusammenhang an den Arbeitskampf gegen den US-amerikanischen Spielzeugriesen Toys R Us 1995. Dieser habe dem Image des Unternehmens sehr geschadet. Der Streik dauerte mehrere Monate und wurde ebenfalls von vielen Sympathiemaßnahmen anderer Gewerkschaften begleitet. Letztlich gab Toys R Us nach.
Update 9 Uhr: Ab heute soll auch die Fertigung von Tesla-Teilen im Unternehmen Hydro Extrusions in Vetlanda bestreikt werden. Die Firma ist die einzige in Europa, die dieses Teil produziert. Das könnte auch Auswirkungen auf die Produktion in Deutschland haben. Laut IF Metall sind rund 50 von 650 Angestellten der Firma an der Fertigung beteiligt.
Zum Ende früherer Arbeitskämpfe im Norden: