Entschuldigung für die Opfer der Spiralenkampagne

Dänemark/Grönland. Als ein Podcast des dänischen Rundfunks 2022 aufdeckte, dass rund 4500 grönländische Frauen in der Vergangenheit zwangsweise die Spirale eingesetzt bekamen, war das Entsetzen groß. Viele von ihnen hatten dadurch lebenslange gesundheitliche Schäden. Eine gemeinsame dänisch-grönländische Kommission sollte die Angelegenheit gründlich untersuchen. Der Bericht wird nun im September erwartet. Schon vorab entschuldigte sich nun Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen im Namen des Staates bei den Opfern. 

Dänemark und Grönland. Grafik sel mit OpenEmoji/Creazilla, CC BY 4.0

Der Zeitpunkt war insofern etwas verwunderlich, weil Frederiksen bisher immer auf die laufende Untersuchung verwiesen hatte – und nun gab es die Entschuldigung kurz vor der Übergabe des Berichts. Bisher handelt es sich aber nur um eine gemeinsame Pressemitteilung mit der grönländischen Regierung, die Entschuldigung soll nach Abschluss der Untersuchung persönlich ausgesprochen werden, in Grönland.

Etwa die Hälfte der damals gebärfähigen Frauen betroffen

Die meisten Fälle stammen aus den Jahren 1966 bis 1970. Die Spirale wurde dabei teilweise auch sehr jungen Mädchen eingesetzt, für die das verwendete Modell gar nicht geeignet war.  Insgesamt erhielt etwa die Hälfte der Frauen, die damals im gebärfähigen Alter waren, eine Spirale – rund 4500 von 9000. Viele Betroffene erlitten dadurch lebenslang gesundheitliche Schäden, teilweise konnten sie auch später gar keine Kinder bekommen. Sie wurden weder aufgeklärt, noch hatten sie die Chance, diese Maßnahme abzulehnen.  

15 Fälle in grönländischer Verantwortung

Es gab auch in den späteren Jahre noch Fälle, sogar noch nach 1992, als Grönland das Sachgebiet Gesundheit übernommen hatte. Bei diesen 15 Frauen entschuldigte sich nun Grönlands Premierminister Jens-Frederik Nielsen in besagter Pressemitteilung.

Grönland hat bereits Entschädigung beschlossen – Klage gegen Dänemark

Die frühere grönländische Regierung hat bereits beschlossen, diesen 15 Opfern eine Entschädigung von rund 300 000 DKK (gut 40 000 Euro) zu zahlen. Die dänische Regierungs ist noch nicht soweit.  Insgesamt 143 Frauen klagen deshalb aktuell gegen den dänischen Staat. Eine Entscheidung dazu steht noch aus.

So steht es in der Pressemitteilung: 

„Wir erwarten die unabhängige Untersuchung bald. (…) Dies ist eine sehr wichtige Arbeit. Wir müssen unsere gemeinsame Vergangenheit besser verstehen. Nicht, weil wir sie ändern können. Sondern weil wir sie anerkennen und daraus lernen müssen. (…)

Wir können nicht ändern, was passiert ist. Aber wir können Verantwortung übernehmen. Deshalb möchte ich im Namen Dänemarks sagen: Entschuldigung!“ (Mette Frederiksen)

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