Grönland: Mehr Fälle zur Spiralenkampagne – aus jüngerer Zeit

Grönland. Ein Podcast des dänischen Rundfunks machte im vergangenen Jahr die „Spiralenkampagne“ bekannt – eine Aktion, bei der teilweise sehr jungen Grönländerinnen in den 1960er und 1970er Jahren für sie ungeeignete Spiralen erhalten hatten, ohne dies ablehnen zu können. Nun zeigte sich: Es gab auch noch spätere Fälle. 30 Frauen haben dies nun gegenüber den grönländischen Behörden angezeigt.

Dorf

Familienglück – aber nicht für alle. Foto Thomas Christiansen

Ziel der Spiralenkampagne war, die Geburtenzahlen in Grönland zu senken. Damals wurde Grönland noch komplett aus Dänemark regiert. Laut dem Podcast erhielten 4500 Mädchen und Frauen zwischen 1966 und 1970 die Spirale eingesetzt. Teilweise handelte es sich dabei auch um minderjährige Schülerinnen,  die darüber nicht zu reden wagten und deren Eltern von nichts wussten. Viele trugen dauerhafte Schäden davon, bis zur Unfruchtbarkeit. Und manche wussten nicht einmal genau, was ihnen eigentlich passiert war.

Neue Fälle: Spirale im Zuge einer Abtreibung

Dass diese Praxis zumindest von einigen Ärzten weiterhin fortgesetzt wurde, zeigen nun neuere Fälle, über die die BBC und KNR berichteten. Junge Frauen wunderten sich darüber, warum sie nicht schwanger wurden – und mussten feststellen, dass sie  bereits seit Jahren eine Spirale trugen, ohne es zu wissen. Diese waren ihnen im Zuge einer Abtreibung eingesetzt worden. In anderen Fällen waren es minderjährige Mütter kurz nach der Geburt, die dazu genötigt wurden. Auch in diesen neueren Fällen kam es oft zu Komplikationen.

Betroffene sollen sich melden

Nachdem erste jüngere Fälle bekannt geworden waren, hatte die grönländische gesundheitsfachliche Aufsichtsbehörde (Landslægeembedet) im Dezember weitere Betroffene dazu aufgerufen, sich zu melden. Dies haben nun 30 Frauen getan.

Im September 2022 hatten sich die grönländische und die damalige dänische Regierung bereits darauf geeinigt, das Thema gründlich zu untersuchen. Angedacht war ein Zeitraum von 1960 bis 1991. Danach übernahm Grönland das Gesundheitsressort von Dänemark. Nach den Medienberichten ist inzwischen aber klar, dass die Praxis auch danach noch fortgesetzt wurde.

Früherer Artikel zum Thema:

Die Spiralenkampagne: Als Dänemark Kinder in Grönland verhindern wollte

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