Hammerfest (Norwegen). Die Elektrifizierung der Gasanlage Melkøya ist aus verschiedenen Gründen umstritten. Nachdem Senterpartiet die Regierung verlassen hatte, sah es so aus, als würde die Mehrheit für die Elektrifizierung kippen. Doch dies zeigt sich bisher nicht in den Gremien, die damit befasst sind, berichtete nun NRK – und die ersten Aufträge dazu sind bereits erteilt. Am 6. Mai wird sich das norwegische Parlament (Storting) im Plenum mit dem Thema befassen.

Gasanlage auf Melkøya vor Hammerfest.
Auf der Insel Melkøya vor Hammerfest kommt das Gas aus dem Vorkommen Snøhvit per Pipeline an und wird dort aufbereitet. Als LNG wird es mit Tankern an die Empfänger verschifft. Betreiber ist der norwegisch Staatskonzern Equinor. Es entstehen dabei 850 000 Tonnen CO2 jährlich, die Anlage läuft selbst mit Gas. Durch die Elektrifizierung ließe sich der CO2-Ausstoss vor Ort um 90 Prozent reduzieren. 2023 gab die norwegische Regierung, damals noch bestehend aus Arbeiderpartiet und Senterpartiet, grünes Licht für das Projekt und feierte es als Fortschritt. Die Elektrifizierung ist Teil des größeren Projekts Snøhvit Future zum Modernisierung des Anlage.
Woher den Strom nehmen?
Die Elektrifizierung würde allerdings gut drei Terawattstunden Strom im Jahr benötigen, die aktuell vor Ort gar nicht zur Verfügung stehen. Deshalb müsste auch zusätzlich Strom produziert werden In der Praxis geht es dabei um mehr Windkraft. Neue Windkraftanlagen und neue Überlandleitungen (420 kV-Leitung von Skaidi nach Hyggevatn, 132 kV-Leitung von Hyggevatn nach Melkøya) wären aber ein weiterer Eingriff in die Natur und würden auch Weideflächen der Rentiere beeiträchtigen. Deshalb lehnen die Rentierhalter das Projekt ab.
Kapazität und Preis
Ablehnung kommt auch von anderen lokalen Akteuren aus der Finnmark, die fürchten, dass dann keine Stromkapazitäten für andere lokale Projekte zur Verfügung stünden. Andere fürchten, dass der Strompreis durch die hohen Investitionen teurer würde.
Keine Ersparnis, sondern nur eine Verschiebung
Weitere Kritik ist grundsätzlicher Natur, beispielsweise von Greenpeace: Das Gas, das dann nicht in Melkøya verbrannt wird, würde ins Ausland exportiert und dort verbrannt. Es würde also nicht wirklich CO2 eingespart – die Verbrennung fände eben nur woanders statt.
Zu spät?

Snøhvit Future, Melkøya. Die grünen Gebäude sind geplant. Quelle Equinor
So unterschiedliche Parteien wie die Umweltpartei die Grünen, die linken SV und Rødt sowie die rechte Fremskrittspartiet lehnen die Elektrifizierung aus unterschiedlichen Gründen ab. NRK zählte deshalb zumindest zeitweise eine Mehrheit dagegen, seit Senterpartiet nicht mehr der Regierungsdisziplin verpflichtet ist. Doch inzwischen sind Konzessionen erteilt und Verträge geschlossen worden. Wie Forskning.no aufzählt, haben die Arbeiten vor Ort und bei den beauftragten Unternehmen längst begonnen, sowohl Kabel als auch Apparaturen sind in der Produktion. Ein Rückzieher würde Rechtsprozesse und Entschädigungsansprüche nach sich ziehen. Probleme könnte es allerdings mit der benötigten Strommenge geben, denn der Ausbau ist bisher nicht vorangekommen.
Frühere Artikel zum Thema:
- Rentierhalter mit Melkøya-Klage gescheitert
- Norwegen: Grünes Licht für Melkøya-Elektrifizierung – und Proteste