Norwegen: Grünes Licht für Melkøya-Elektrifizierung – und Proteste

Hammerfest (Norwegen). Die norwegische Regierung hat grünes Licht gegeben für die Elektrifizierung der Flüssiggasanlage Melkøya bei Hammerfest. Damit könnte der CO2-Ausstoß der Anlage um 90 Prozent gesenkt werden. Gleichzeitig hat die Regierung den Ausbau von Stromerzeugung und -netz in der Finnmark angekündigt. Gegen das Vorhaben gibt es lokal erheblichen Widerstand von verschiedenen Seiten.

Snøhvit Future

Snøhvit Future, Melkøya. Die grünen Gebäude sind geplant. Quelle Equinor

Durch die Elektrifizierung von Melkøya könnten 850 000 Tonnen CO2 jährlich eingespart werden. Es würden allerdings 350 MW Strom dafür benötigen, gut 3 TWh im Jahr – ungefähr das, was aktuell die ganze Finnmark verbraucht. Die Elektrifizierung ist Teil des Gesamtkonzeptes Snøhvit Future: Dazu gehört außerdem die Investition in eine Gaskompression an Land. Damit soll das Gasvorkommen Snøhvit in der Barentssee noch besser ausgebeutet werden können. Laut Betreiber Equinor wäre damit der Betrieb der Anlage bis 2050 gesichert. Die Investition wird auf 13,2 Milliarden NOK (Stand 2022) geschätzt.

Neue Leitungen, neue Windkraftwerke nötig

Um die Flüssiggasanlage elektrifizieren zu können, müsste eine 420 kV-Leitung von Skaidi nach Hyggevatn gebaut werden sowie eine 132 kV-Leitung von Hyggevatn nach Melkøya Die norwegische Regierung spricht in ihrer Ankündigung davon, dass die Elektrifizierung nicht auf Kosten anderer Pläne in der Finnmark gehen soll. Es solle auch mehr Strom produziert werden. In der Praxis geht es dabei hauptsächlich um mehr Windkraft. 

Nach aktuellem Planungsstand würde die Anlage 2030 in den elektrifizierten Betrieb übergehen können.

Pro und Contra

Es gibt Stimmen, die die Investition begrüßen: Arbeitsplätze würden gesichert und die der CO2-Ausstoß enorm gesenkt. Doch Kritik an dem Plan kommt von vielen Seiten:

  • Bis jetzt ist so viel Strom gar nicht vorhanden. Die Pläne für Melkøya könnten andere Pläne lahmlegen, weil es für sie nicht mehr reicht – zumindest wird dies befürchtet, meldet NRK. Widerstand kommt deshalb auch von den lokalen Vertretern der Regierungsparteien.
  • Der Ausbau der Windkraft in Nordnorwegen ist so unbeliebt wie anderswo auch, da er eben auch Natur zerstört.
  • Zwar heißt es in der Pressemitteilung, die Interessen der Rentierhalter sollten berücksichtigt werden. Die neue 420 KV-Leitung von Skaidi nach Hyggevatn beeinträchtigt die Landnutzung aber ebenso wie der Bau weitere Windkraftanlagen. Mehrere samische Organisationen haben bereits protestiert. Man brauche keinen Dialog, sondern Weideflächen.

Eine Alternative zur Elektrifizierung wäre die Kohlendioxid-Abscheidung und-Lagerung (Carbon Capture and Storage, CCS). Laut Equinor ist das kompliziert und teuer. Andere Fachleute finden, Equinors Zahlen seien erstaunlich hoch und sind der Überzeugung, man könne es auch billiger haben, berichtet E24.

Und nicht zuletzt: Erdgas aus Norwegen ist zwar spätestens vor dem nächsten Winter wieder sehr begehrt. Es bleibt aber ein fossiler Energieträger, dessen Anwendung noch einmal CO2 produziert.

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