Die schwedisch-finnische „snus“- Verbindung

Schweden/Finnland. Schweden ist für seine restriktive Alkoholpolitik berüchtigt. Weit toleranter ist man dort gegenüber „snus“ – Schweden ist das einzige EU-Land, in dem man dieses Tabakprodukt legal produzieren und erwerben darf. Besonders gut läuft der Handel in der schwedischen Grenzstadt Haparanda: Rund 80 Prozent der Käufer kommen aus Finnland.

Grenze

Grenze Schweden-Finnland in Tornio/Haparanda.

Der finnische Zoll hat gerade wieder einen großen Fang gemacht. 12 700 Kilo „snus“ sollen innerhalb von zwei Jahren von Haparanda über die offene Grenze in verschiedene Orte in ganz Finnland geliefert worden sein. Darüber berichteten SVT, Yle und Svenska Yle. Insgesamt wird gegen acht Personen ermittelt. Als Drahtzieher gilt ein 50-Jähriger, der finnischer Staatsbürger ist, aber in  Haparanda wohnte. Dort kaufte er den Snus ganz legal – die Einfuhr nach Finnland wiederum und der Weiterverkauf waren dann nicht mehr legal. Die Sache flog auf, als der Zoll in Kainuu einen Lieferanten mit 175 Kilogramm im Wagen erwischte.

Der EU-Beitritt und die Folgen

Bevor Finnland und Schweden 1995 der EU beitraten, war der Gebrauch des Tabakprodukts (man steckt sich eine Portion unter die Oberlippe, die Haut nimmt das Nikotin direkt auf) in beiden Ländern üblich. Schweden gelang es, bei der Aufnahme eine Ausnahmeregelung für den inländischen Gebrauch auszuhandeln – Finnland nicht. Man darf Snus zwar benutzten, kann es aber nirgendwo legal kaufen – außer in Schweden, auf Fähren in schwedischen Gewässern oder unter schwedischer Flagge. Oder im Nicht-EU-Land Norwegen, wo Snus ebenfalls erlaubt ist, was aber geografisch für die meisten weniger günstig liegt als Haparanda. Versandhandel ist verboten. Man darf persönlich 1000 Gramm Snus nach Finnland legal einführen, aber nur für den eigenen Gebrauch.

Schwedische und finnische Zeit.

Nicht nur die Zeit ist unterschiedlich in Haparanda (Schweden) und Tornio (Finnland) – auch manche Gesetze.

Eine Reportage von Svenska Yle aus dem vergangenen Jahr  – Snus – ein Millionengeschäft in Finnland -zeigt auf, wie finnische Snus-Liebhaber, die nicht in der Nähe der schwedischen Grenze wohnen, an ihren „Stoff“ kommen: vor allem über Facebook-Gruppen. Für die Schmuggler bietet der Snus-Handel schnelle Gewinne, ein mäßiges Risiko und es existiert praktisch kein Unrechtsbewusstsein: Der Kauf in Schweden ist ja legal. Der Reporter berichtet aber auch von zunehmenden Einfluss von Gruppen aus Estland und kriminellen Strukturen. Dort ist der Handel auch erst im Zuge des EU-Beitritts verboten worden.

Der jüngste Fang des finnischen Zolls hat wieder eine Diskussion um das Thema ausgelöst. Viele Online-Kommentare dazu gehen in dieselbe Richtung: Der Snus-Handel hätte in Finnland nie verboten werden dürfen. Und einen Finnin aus Tornio sagte im Interview mit SVT zum Snus-Verbot: „Man findet es seltsam. Warum darf man rauchen, aber nicht „snusen“? Rauchen schadet der Umgebung, Snusen würde das nicht tun.“

Der finnische Zoll hat jetzt eine neue Mitteilung herausgegeben, in dem noch einmal dargestellt wird, was erlaubt ist und was nicht. Darin wird auch angekündigt, dass eine Arbeitsgruppe des Gesundheitsministeriums die erlaubten Einfuhrmengen von 1000 Gramm pro Tag auf 100 Gramm pro Tag senken will. Unter den nordischen Ländern ist Finnland dafür inzwischen das mit der liberalsten Alkoholpolitik.

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