Norwegens nördlichstes Ölfeld: Johan Castberg wird teurer

Norwegen. In einem Jahr soll die Ausbeutung des Ölvorkommens Johann Castberg in der Barentssee beginnen – dem nördlichsten dort bisher. Doch noch liegt das gleichnamige Produktionsschiff auf der Werft von Aker Solutions in Stord. Betreiber Equinor und die Partner berichteten nun, dass es teurer wird. Das Projekt ist bereits verspätet.

Produktionsschiff Johan Castberg

Produktionsschiff Johan Castberg auf der Werft in Stord. Foto Øyvind Gravås/Equinor

Nach früheren Planungen hätte das Produktionsschiff Ende 2022 in Betrieb gehen sollen – daraus wurde nichts. Das lag zum einen an Verzögerungen durch Corona, aber auch an einem höheren Arbeitsaufwand als ursprünglich angenommen. Deshalb wird es nun auch teurer: 80 Milliarden NOK,  umgerechnet aktuell 6,9 Milliarden Euro, soll das Produktionsschiff nun kosten. Auch der Fall der norwegischen Krone macht es teurer. Ursprünglich war einmal die Rede von 57 Milliarden NOK gewesen. Der Equinor-Vertreter nennt einen Break-Even-Point bei einem Ölpreis von 35 Dollar/Fass. Das Vorkommen umfasst ein Volumen von 450-650 Millionen Fass Öl.

Warnungen der Umweltorganisation Bellona

Deutlicher als der Betreiber selbst nennt die Umweltorganisation Bellona die Probleme: Sowohl die Konstruktion als auch die Ausführung seien fehlerhaft und würden teurer, warnte die Organisation bereits vor drei Jahren. Die jüngst bekanntgegebenen Kostensteigerungen passen für Bellona deshalb ins Bild. Bellona rechnet außerdem mit weiteren Verspätungen und erst 2025 mit einem Produktionsbeginn.

Norwegens nördlichstes Ölfeld

Barentssee

Zu Goliat (Öl) und Snøhvit (Gas) soll nun auch Johan Castberg kommen: Förderaktivitäten in der Barentssee. Karte mit Hilfe von stepmap.

Das Johan-Castberg-Feld liegt etwa 240 Kilometer nordwestlich von Hammerfest in der Barentssee. Das Wasser ist dort 360 bis 390 Meter tief. Bisher ist Goliat die nördlichste Ölplattform, die Unterwasserstruktur zur Ausbeutung des Gasfelds Snøhvit liegt noch ein Stück nördlicher. Das Vorkommen Johan Castberg setzt sich zunächst aus den Funden Skrugard (2011), Havis (2012) und Drivis (2014) zusammen, in den vergangenen Jahren gab es weitere Funde, die über die Johan-Castberg-Struktur ausgebeutet werden könnten.  Das gefundene Öl soll zunächst auf dem Produktionsschiff verarbeitet und von Tankern abtransportiert werden. Das Schiff hat Verarbeitungskapazität von knapp 190 000 Fass pro Tag. Die Versorgung des fest verankerten Produktionsschiffs soll über eine Helikopterbasis in Hammerfest geschehen, die Betriebsorganisation soll in Harstad sitzen. Nach aktuellem Stand wird sie Anlage etwa 30 Jahre in Betrieb sein – also noch über 2050 hinaus.

Norwegen setzt weiter auf Öl und Gas

Die Vorkommen in der Barentssee sind die Hoffnung der norwegischen Öl- und Gasindustrie. Sie sind allerdings weit abgelegen von der Infrastruktur und im nördlichen Teil muss im Winter mit Eis gerechnet werden. Umweltorganisationen hatten gegen die Ausbeutung der Barentssee protestiert und auch prozessiert. Doch bisher setzt Norwegen weiter auf Öl und Gas – und verzeichnet seit den Sanktionen gegen russische Energieträger eine besonders starke Nachfrage.

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Entscheidung über Ölfeld Wisting in der Barentssee verschoben

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