Amundsens vergessenes Schiff kehrt zurück

Norwegen/Grönland. Heute vor 100 Jahren lief das Segelschiff „Maud“ mit Expeditionsleiter Roald Amundsen aus dem Oslofjord aus – und kehrte nie zurück. Es wurde an eine kanadische Firma verkauft und sank im Winter 1930/1931 in  Nordkanada. Eine norwegische Initiative hat nun den Rumpf geborgen und will ihn zurück „nach Hause“ bringen.

Maud

Maud. Foto Anders Beer Wilse

Roald Amundsen war der Erste am Südpol und fand als Erster die Nordwestpassage. Seine Expedition mit der „Maud“ wurde dagegen von den Zeitgenossen als Misserfolg angesehen, weil er sein Ziel, den Nordpol, nicht erreichte. Wie vor ihm Fridtjof Nansen fuhr er zunächst nördlich von Russland nach Osten, durch die Nordostpassage, Er wollte das Schiff einfrieren lassen und mit dem Eisstrom über den Nordpol driften. Das Schiff war speziell dafür gebaut worden und berücksichtigte auch die Erfahrungen mit Nansens „Fram“.

Die Versuche gelangen jedoch nicht und Amundsen ging das Geld aus. „Maud“ wurde verkauft und landete schließlich als schwimmende Radiostation und Lagerschiff in Cambridge Bay, Nordkanada. Dort sank es im Winter 1930/1931. Das Wasser ist dort so flach, dass die Aufbauten noch sichtbar waren. Jahrzehntelang blieb es dort.

Im Jahr 2011 startete eine Initiative aus Vollen im Oslofjord die Rettung des Schiffes. Auf der dortigen Werft war die „Maud“ einst gebaut worden. Dahinter steht das Immobilienunternehmen Tandberg Eiendom AS, das auch ein Maud-Museum plant. 2016 gelang es, den Rumpf mit Hilfe von Auftriebskörpern zu heben. Ende August 2017 trat die Maud dann die erste Etappe des Heimweges an, auf einer Art Schwimmponton, gezogen von einem Schlepper, und erreichte Aasiaat in Westgrönland Mitte September. Seitdem werden Rumpf, die schwimmende Unterlage und der Schlepper selbst für die 2800 Seemeilen lange Seereise über den Nordatlantik präpariert. Kanadische Medien und auch NRK berichteten immer wieder über das Projekt.

Roald Amundsen

Roald Amundsen. Foto Wikimedia

Amundsen erreichte mit der „Maud“ zwar nicht den Nordpol. Die Daten und Beobachtungen, die seine Crew unterwegs sammelte, brachten die Wissenschaft jedoch ein gutes Stück weiter. Amundsen selbst starb bekanntlich 1928 bei einer Rettungsaktion für den Polarforscher Umberto Nobile. Crewmitglied Harald Ulrik Sverdrup, Ozeanograph, wurde später Direktor des amerikanischen Scripps-Instituts für Ozeanografie und dann der erste Leiter des norwegischen Polarinstituts.

Die „Gjøa“, das Schiff, mit dem Amundsen die Nordwestpassage durchfuhr, wurde später öffentlich in Oslo  ausgestellt. Die „Fram“, für Fridtjof Nansens gebaut, mit der Amundsen später am Südpol war, bekam ein eigenes Museum. Nun soll auch die „Maud“ entsprechend gewürdigt werden.

Mehr zu den Pionieren der Polarforschung: Das Ultra-Skirennen des Polarforschers Nordenskiöld

 

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