Grönland. Zum 29. Mal in Folge ist die totale Massenbilanz des grönländischen Eispanzers negativ. Das heißt: Es ist im Sommer mehr verschwunden, als sich im Winter vorher gebildet hat. Zwar war dieser Sommer in Grönland eher kühl – aber 105 Milliarden Tonnen Eis sind jetzt trotzdem weg. Das meldet das Geologische Forschungsinstitut für Dänemark und Grönland, GEUS.
Die totale Massenbilanz setzt sich grob aus zwei Faktoren zusammen: Der Massenveränderung durch Schmelzen der Oberfläche in der Sommerwärme (Oberflächen-Massenbilanz, englisch Surface Mass Balance) und dem Eis, das die Gletscher verlieren, indem sie direkt ins Meer kalben (Marine Massenbilanz). Der Eisschild hatte über Winter laut polarportal.dk 403 ,8 Milliarden Tonnen aufgrund von Neuschnee angesammelt, was verglichen mit anderen Jahren seit 1990 gar nicht so wenig ist.
Der Abfluss über die Gletscher, die direkt ins Meer münden, ist in Grönland jedoch sehr hoch und liegt seit mehr als zehn Jahren bei um die 500 Milliarden Tonnen. Damit wird die totale Massenbilanz negativ – zum 29. Mal in Folge. Das heißt, dass der Eisschild weiter schrumpft und mehr Wasser in den Ozean fließt.
Seit 1985 nur zwei Mal positive totale Massenbilanz
Geht man zurück bis zum Beginn der regelmäßigen Berechnungen zur Saison 1985/1986, so sind nur zwei Mal positive Werte aufgezeichnet: 1991/92 mit 129 Milliarden Tonnen und 1995/96 mit 141 Milliarden Tonnen. Die größten Verluste gab es 2011/2012 (-471 Milliarden Tonnen) und 2018/2019 (-410 Milliarden Tonnen):
Während das Wetter von Jahr zu Jahr unterschiedlich ausfallen kann, gilt ein Zeitraum von 30 Jahren als ausreichend, um natürliche Schwankungen auszugleichen und eine Tendenz zu erkennen. Glaziologin Signe Hillerup Larsen von GEUS hält es für sehr wahrscheinlich, dass die totale Massenbilanz auch im kommenden Jahr negativ ist:
„Dieses Abschmelzen geschieht ja, weil es in der Arktis allgemein wärmer wird, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich dies in naher Zukunft ändern wird. Daher gehen wir davon aus, dass das Eis weiterhin schmelzen wird, natürlich jedoch mit jährlichen Schwankungen.“
Frühere Artikel zum Thema:



