Schock in Kiruna: Noch 6000 Menschen mehr müssen umziehen

Kiruna (Schweden). Nach dem geglückten Kirchenumzug vergangene Woche schien es, als habe das Projekt Stadtumzug den schwierigsten Teil hinter sich und laufe wie geplant. Doch gestern verkündete die Bergbaufirma LKAB, dass noch mehr Gebiete in Zukunft nicht mehr sicher sind und noch 6000 Menschen mehr umziehen müssen. Und dafür sollen auch nur zehn Jahre Zeit sein. 

Kirunas altes Zentrum – hinter dem Zaun wird abgerissen.

Die Ankündigung kommt nach einer aktualisierten Prognose zu den bevorstehenden Bergbauschäden – die nicht zu vermeiden sind, wenn man weiter im bisherigen Umfang Erz aus der Tiefe holt. Ursache den veränderten Prognose soll zum einen sein, dass die Schäden größer sind als erwartet, aber auch, dass es mehr Erz abzubauen gibt. In der Tiefe liegt der Erzkörper außerdem näher an der Stadt, als es der Blick auf den Erzberg Kirunavaara und die aktuelle Einsturzzone vermuten lassen. 

Das alte Zentrum ist schon teilweise abgerissen

Nach der bisherigen Deformationsprognose musste zwar das alte Zentrum weichen. Das betraf viele Geschäfte und Funktionsgebäude, rund 3000 Wohnungen und etwa 6000 Menschen. Ein Großteil des alten Zentrums ist bereits abgerissen, darunter auch das Folkets Hus. Die Grenze für die erwarteten Bergbauschäden aufgrund des Erzabbaus auf dem aktuellen Hauptniveau 1365 (Meter unter der ehemaligen Bergspitze) verlief etwa entlang des Adolf Hedinsvägen und Thulegatan. Die Häuser dahinter galten vorerst als sicher. 

Einige Gebäude hatten bereits vor dem errechneten Termin stärkere Risse. Auch Teile des Krankenhauses zeigen schon Schäden, obwohl das erst zwischen 2029 und 2032 umziehen sollte. Zwar ist angekündigt, dass das neue Gebäude 2030 stehen soll, doch Anfang dieses Jahres hatte man sich gerade mal auf einen Ort geeinigt.

Mehr Schäden, mehr Erz

lte und neue Defomationzzone in Kiruna. Quelle LKAB

Laut der neuen Deformationsprognose werden also noch viel mehr Gebäude durch den Erzabbau unsicher werden, laut LKAB 2700 mit insgesamt 6000 Einwohnern.  Betroffen sind sehr viele Wohnhäuser, aber auch mehrere Sporthallen und Malmfältens Folkhögskola mit Hostel und Hotel. Gerade nicht mehr betroffen scheint nach dem vorliegenden Plan jenes Gebiet am Luossavaara, wo zuletzt einige Neubauten entstanden und auch einige ausgewählte Häuser aus dem alten Zentrum hingezogen sind. 

„Es wird eine Herausforderung für die Menschen in Kiruna, die Kommune und uns bei LKAB, aber grundsätzlich ist es positiv, dass wir über so viel Erz verfügen, dass wir den Betrieb fortsetzen und in unsere gemeinsame Zukunft investieren können“, so LKAB-Geschäftsführer  Jan Moström in der Pressemitteilung. LKAB muss die betroffenen Immobilien finanziell erstatten oder Gleichwertiges anbieten.

Gefasst, schockiert, resigniert

Die von SVT interviewten Menschen in Kiruna, die nun auch vom Umzug betroffen sind, äußerten sich teils gefasst, teils schockiert, teils resigniert. LKAB ist der größte Arbeitgeber der Stadt, ohne die Grube liefe dort nicht mehr viel.

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