1500 Tonnen Walfleisch unterwegs nach Japan

Island. Das Frachtschiff Winter Bay unter der Flagge des Karibikstaates St. Kitts and Nevis hat am vergangene Samstag vom isländischen Hafnarfjörður aus eine lange Fahrt angetreten. Ziel ist das japanische Sendai, der Weg soll durch die Nordostpassage führen. An Bord: fast 1500 Tonnen tiefgekühltes Finnwal-Fleisch und Produkte daraus. Das berichtete Morgunblaðið.

Wal

In der Walfangstation, hier der Hybridwal. Foto hard to port

Damit schickt Islands letzter Walfang-Reeder Kristján Loftsson einen Teil der Beute der vergangenen Saison in das praktisch einzige Land, in dem Finnwal überhaupt konsumiert wird. Allerdings hatte er in der Vergangenheit schon Probleme mit den dortigen Einfuhrvorschriften. Diese sollen allerdings wieder gelockert worden sein. Da normale Reedereien keine Aufträge für Walfleisch-Transport übernehmen, muss Loftsson dies auch selbst organisieren. Die Winter Bay ist nicht zum ersten Mal auf seine Rechnung unterwegs. Da Finnwal-Fleisch gegen das Artenschutzabkommen verstößt, ist auch die Auswahl an Häfen begrenzt. Da ist es praktisch, dass die Route durch die Nordostpassage kürzer ist als südliche Routen. Loftssons Reederei Hvalur erlegte in der vergangenen Saison 144 Finnwale und zwei Finnwal-Blauwal-Hybriden. Es war die letzte Jagd unter der alten Lizenz. Ob und in welcher Form Walfang die kommenden Jahre noch stattfinden wird, muss nun politisch entschieden werden.

Sea-Shepherd-Ableger auf Island

Die Organisation Sea Shepherd hatte im Sommer den Walfang beobachtet, aber nicht eingegriffen – anders als 1986, als die Aktivisten zwei unbemannte Walfangschiffe im Hafen versenkten. Sea-Shepherd-Gründer Paul Watson erklärte dies im Juni mit Strategie: Die öffentliche Meinung in Island habe sich bereits sehr geändert und werde sich mit den neuen Generationen weiter ändern. Er rechne auch damit, dass niemand Loftsson nachfolgt. Diesen Prozess will nun die am Dienstag gegründete Niederlassung Sea Shepherd Iceland gerne mit beeinflussen. Dabei gehe es nicht nur um Wale, sondern um das gesammte marine Ökosystem, heißt es auf der Facebookseite der noch jungen Organisation.

Preis für Kristján Loftsson

Dass nicht nur alte Leute dem Walfang anhängen, zeigte sich jüngst: Da verlieh die Jugendorganisation der Unabhängigkeitspartei ihren Freiheitspreis an Loftsson  wegen seines Einsatzes für den Walfang, der für sie Erwerbsfreiheit bedeute und nachhaltig sei, weil er auf wissenschaftlichem Rat basiere.

Früherer Artikel zum Thema: Walfangsaison auf Island abgeschlossen – Zukunft unklar

 

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