Schwedens Müllskandal „Think Pink“: Unternehmerin hinter Gitter

Schweden. Bella Nilsson, die sich heute Fariba Vancor nennt, muss für sechs Jahre hinter Gitter. Sie ist die Hauptverantwortliche für das, was in den Medien „Schwedens größter Umweltskandal“ genannt wird. Nilsson/Vancor betrieb ein Abfallentsorgungsunternehmen unter dem Namen „Think Pink“ , das den Abfall allerdings nicht regelgerecht sortierte und entsorgte, sondern alles nur zerkleinerte, auf einen Haufen kippte, untergrub oder sogar als Füllmasse weitergab. Darüber berichtete SVT.

Müll

Müll (Symbolbild). Foto Tom Fisk/pexels

Insgesamt sieben Personen wurden gestern in Zusammenhang mit dem sogenannten „Think-Pink-Skandal“ zu Gefängnisstrafen verurteilt, darunter auch Nilssons/Vancors Ex-Mann, der 3,5 Jahre bekam. Die beiden und zwei weitere dürfen außerdem in den kommenden Jahren nicht mehr selbstständig wirtschaftlich tätig sein. Die fünf Hauptverantwortlichen wurden außerdem zu Schadensersatzzahlungen an die betroffenen Kommunen verurteilt, insgesamt umgerechnet rund 23 Millionen Euro. Drei weitere Personen erhielten Haftstrafen zur Bewährung und nur einer der insgesamt elf Angeklagten wurde freigesprochen.

Geschäftsmodell, das auf Betrug basierte

Als Fariba Vancor, damals unter dem Namen Bella Nilsson, 2014 in die Abfallentsorgung einstieg, hatte sie zunächst viele positive Rückmeldungen bekommen. Nilsson, eine ehemalige Stripperin und Pornoclubbetreiberin, die wegen Bilanzbetrug schon einmal ins Gefängnis musste, posierte selbst vor den Müllfahrzeugen und nannte sich „Queen of Trash“. Die ersten illegalen Geschäfte flogen 2016 in Värmland auf, als zwei Polizisten 600 Tonnen gefährlichen Abfall entdeckten. Am dramatischsten entwickelte sich die Lage auf der Müllhalde Kagghamra in Botkyrka bei Stockholm, die wochenlang brannte. Letztlich musste alles mit Sand bedeckt werden. Die Schadstoffe gingen auch in den Boden, und die Kommune musste eine Reinigungsanlage installieren, da das Wasser zu viel Schwermetalle und PFAS enthielt. 

Systematische, organisierte Kriminalität

Nachgewiesen ist, dass Think Pink in 19 Kommunen in Schweden illegal Abfall entsorgte. Zwei weitere werden in der Anklage genannt, die Fälle wurden jedoch nicht als Straftat eingestuft. Es könnte auch noch weitere geben. Die Voruntersuchung umfasste 48 000 Seiten, es geht um Zehntausende Tonnen Abfall. Laut Gericht handelte es sich um systematische, organisierte Kriminalität, die am Ende riesige Umweltschäden und auch Probleme für die Anlieger verursachte. Reingelegt wurden auch Geschäftspartner, so wie ein Unternehmer in Norrtälje, der „gratis“ Füllmaterial erhielt, das sich letztlich als belastet herausstellte. Der Boden muss nun saniert werden – auf seine Kosten.

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