Finnland. Trotz des milden Winters gab es dieses Frühjahr sehr zahlreichen Ringelrobben-Nachwuchs im Saimaasee: 111 kleine Heuler wurden gesichtet. Das meldete die finnische Forstbehörde Metsähallitus. Ohne menschliche Hilfe hätte das Ergebnis allerdings schlechter ausgesehen: 80 Prozent des Nachwuchses kam in extra als Geburtshöhlen aufgehäuften Schneehügeln oder komplett künstlichen Unterkünften zur Welt.

Die erste Ringelrobbe, die dieses Jahr in der Kamera zu sehen war. Screenshot aus einem Video des WWF Suomi
Ringelrobben bauen sich normalerweise ihre Geburtshöhlen in Schneewehen auf dem Eis. Die Voraussetzungen dafür werden auf dem Saimaasee aufgrund der Klimaerwärmung aber immer schlechter, und der Bestand des Saimaa-Ringelrobben ist ohnehin stark bedroht. Seit 2014 wird deshalb nachgeholfen – Ehrenamtliche häufen an geeigneter Stelle mit Schneeschaufeln Schneehügel auf, sodass Ringelrobben auf der Suche nach einem geeigneten Platz für eine Geburtshöhle eine Möglichkeit vorfinden. Koordiniert und fachlich begleitet wird dies von Metsähallitus. Etwa 200 solcher „menschengemachten“ Schneewehen werden jährlich angelegt. Inzwischen werden auch komplett künstliche „Flöße“ als Angebot getestet. Bisher zögen die Robben allerdings Schnee vor, heißt es in dieser Reportage.
80 Prozent des Nachwuchses in menschengemachter Unterkunft
In dem vergangenen Jojo-Wetter-Winter waren die von Menschen aufgehäuften „Schneewehen“ jedenfalls sehr gefragt, etwa 80 Prozent des Nachwuchses kam in einer von Menschen gemachten Unterkunft zur Welt. Mit Abstand der größte Teil der Heuler, 44 Individuen, wurden im Pihlajavesi geboren, dem Teil des Saimaasees, in dem auch die meisten Ringelrobben leben. 21 stammen aus dem benachbarten Haukivesi. Die übrigen verteilen sich auf verschiedene Teile des Sees. 111 überlebende Heuler ist ein neuer Rekord. Bei der Zählung wurde auch ein totes Tier gefunden – ein Schneemobil war mehrfach über den Hügel gefahren, in dem der kleine Heuler versteckt war. Laut Yle kann dies eine Strafe von mehr als 11 000 Euro nach sich ziehen.
Das von Menschen gestellte Wohnungsangebot und die inzwischen eingeführten Fischereibeschränkungen haben dazu geführt, dass der Bestand von unter 300 Exemplaren im Jahr 2010 auf fast 500 im Jahr 2024 angewachsen ist, wie die Statistik von Metsähallitus zeigt.
Ringelrobben im Livestream – wenn man Glück hat
Aktuell läuft auch noch „Norppalive“, die Livekamera des WWF , gerichtet auf Steine im Saimaasee, auf denen man gelegentlich Ringelrobben sieht. Allerdings muss man da schon viel Glück haben. Auf diesem Video kann man die erste Robbe sehen, die diesem Punkt einen kurzen Besuch abstattete.
Früherer Artikel zum Thema: Zum zehnten Mal: Saimaa-Ringelrobben im Livestream
Video über den Bau der Schneehöhlen für die Saimaa-Ringelrobben (Betextung/Untertitel auf Englisch):