Mit Hunde-Genetik zu Daten zur die Besiedlung Grönlands

Grönland. Das Forschungsprojekt Qimmeq über den grönländischen Schlittenhund hat nebenbei auch noch Anhaltspunkte dafür geliefert, dass die ersten Inuit ein paar Jahrhunderte früher in Grönland ankamen als bisher bekannt.  Die Studie ist in Science erschienen, einen ausführlichen Artikel darüber  gibt es unter anderem in ScienceNews.

Grönländische Schlittenhunde

Grönländische Schlittenhunde. Foto Carsten Egevang/ Qimmeq

Der grönländische Schlittenhund hat eine Sonderstellung unter den Hunderassen, auch unter den arktischen: Er ist bis heute ein Arbeitshund, wenn auch nicht mehr im gleichen Umfang wie vor dem Aufkommen der Schneemobile. Und durch die lange Isolation Grönlands hat er sich auch wenig mit anderen Hunderassen vermischt. Am Projekt Qimmeq (grönländisch für „Schlittenhund“) arbeiteten Wissenschaftler der grönländischen Universität Ilisimatusarfik, von Grönlands Nationalmuseum, von der Universität Kopenhagen und vom National Institutes of Health (Bethesda, USA). Hauptautorin des Artikels in Science ist die Paläogenetikerin Tatiana Feuerborn, heute am National Institutes of Health.

Vergleich von Hundegenen aus mehreren Jahrhunderten

Das Team hat das komplette Genom von insgesamt 92 grönländischen Schlittenhunden analysiert, die aus drei verschiedenen Zeitgruppen stammen: 63 Hunde der „Gegenwart“ seit 1998, acht Hunde aus der Zeit vor der Ankunft von Europäern und 21 aus der Zeit von der dänisch-norwegischen Kolonialisierung bis 1998. Für die älteren Untersuchungsobjekte musste man auf Knochen und Pelze aus  Sammlungen von Museen zurückgreifen. Aus den Genomanalysen schufen die Wissenschaftler einen phylogenetischen Baum für die aus Grönland vorliegenden Genome. 

Interessante Ergebnisse:

  • Durch die Isolation der einzelnen Ortschaften in Grönland voneinander lassen sich noch heute drei verschiedene genetische Gruppen unterscheiden – analog den grönländischen Dialekten auf der Insel: Avarnersuaq (Nordwesten), Kitaa (Westen), Tunu (Osten). Alle gehen auf einen Bestand zurück, den es schon vor rund 1000 Jahren gegeben haben muss und es heute nicht mehr gibt. Nicht mehr existent ist auch ein daraus erwachsener nordöstlicher Zweig. 
  • Es gibt eine enge Verwandschaft zwischen grönländischen Schlittenhunden und einem 3700 Jahre alten Hund, der in Alaska gefunden wurde. 
  • Aufgrund der genetischen Entwicklung der Hunde lässt sich schließen, dass die Inuit schon früher nach Grönland kamen, als man bisher dachte. Vor 800 Jahren könnten sie Thule erreicht haben. Dies stärkt die These, dass die ersten Inuit schon vor den Wikingern in Grönland ankamen. 

Hilfe für die Zukunft der Schlittenhunde

Heute sinkt der Bestand der grönländischen Schlittenhunde. Von 2002 bis 2020 hat er sich um etwa die Hälfte auf noch rund 13 000 Exemplare reduziert. Dafür sehen die Forscher mehrere Ursachen. Früher waren Hunde zum Überleben notwendig, heute gibt es das Schneemobil. Außerdem liegt das Meereis aufgrund des Klimawandels nicht mehr so lange und stabil wie früher. Die Erkenntnisse aus der Untersuchung – wie man auch einen relativ kleinen Bestand gesund hält und Inzucht vermeidet – soll nun auch für die Zukunft der Schlittenhunde helfen.

Früherer Artikel zu Schlittenhunden: Der Schlittenhund – der beste und älteste Freund des arktischen Menschen

 

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Biologie, Geschichte, Gesellschaft, Grönland veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert