Kranke Ölarbeiter der ersten Stunde warten auf Entschädigung

Norwegen. Das Öl hat Norwegen zu einem reichen Land gemacht. Viele Ölarbeiter der ersten Stunde wurden aufgrund des mangelhaften Arbeitsschutzes aber unheilbar krank – oder sind schon tot. 2022 empfahl eine Kommission, ihnen eine staatliche Entschädigung zu zahlen. Doch bis heute haben sie kein Geld erhalten. Darüber berichtete NRK.

Zwei der Ekofisk-Plattformen, 2/4 K und 2/4 B. Foto Knudsens Fotosenter/ DEXTRA Photo/ Norsk Teknisk Museum, via digitaltmuseum.no.

Am 25. Oktober 1969 wurde bei einer Probebohrung das erste Öl vor Norwegens Küste entdeckt. Es war der Start für eine außerordentliche wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Doch von den Gefahren, die von diesem „schwarzen Gold“ ausgingen, ahnten die meisten damals nichts. Das betrifft nicht nur die langfristigen Auswirkungen auf das Klima, sondern ganz konkret die Arbeit auf der Plattform, zu der giftige Chemikalien gehören. Die ersten Ölarbeiter waren kaum geschützt. NRK zitiert eine Untersuchung von 2007 über 700 frühere Ölarbeiter. Danach war die Hälfte davon arbeitsunfähig, 126 hatten Krebs und 136 waren schon tot.

Kommission empfahl staatliche Entschädigung

Eine Kommission empfahl 2022, Ölarbeiter der ersten Generation zu entschädigen. Nicht ganz einig war sich die Kommission, bis wann diese Regelung gelten sollte (1985, 1990 oder 1995) und welche Berufsgruppen unter all denen, die auf einer Plattform arbeiten, davon umfasst werden sollten. An einer Entschädigungsordnung wird nun gearbeitet, doch beschlossen ist sie noch nicht. Für einige der Betroffenen, die NRK porträtiert, ist es ein Wettlauf mit der Zeit, da sie krank sind.

Taucher erhielten bereits eine Entschädigung

Eine solche Entschädigung wurde 2014 in Norwegen – nach langem Kampf, bis zum Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg – für 260 Nordseetaucher beschlossen. Diese hatten durch ihre Tätigkeit die Ausbeutung des Öls erst ermöglicht. Gleichzeitig war aber noch wenig bekannt über die möglichen Folgen dieser Arbeit, für die man immer wieder in die Tiefe hinabsteigen musste, und die Taucher bekamen diese Folgen zu spüren. Unter den Opfern, die auf der Internetseite zu Unglücksfällen auf Ölplattformen gelistet werden, sind viele Taucher.

Krebs, Nervenschäden, kognitive Störungen

Doch auch für andere Berufsgruppen hatte die Arbeit in der Ölindustrie eine Kehrseite. Die von NRK porträtierten Betroffenen hatten Krebs, Nervenschäden und/oder kognitive Störungen. Sie berichten von früheren Kollegen, die bereits gestorben sind. Dass diese Pionier-Ölarbeiter etwas bekommen sollen, scheint zwar Konsens, doch die Ausarbeitung einer entsprechenden Ordnung scheint zu dauern. Und  im Haushalt 2025 ist auch kein Geld dafür eingestellt.

Früherer Artikel zum Thema: 50 Jahre Norwegen-Öl – und es geht weiter

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