Norwegen. Vor 50 Jahren entdeckte die amerikanische Phillips Petroleum Company, heute fusioniert mit Conoco, das Ekofisk-Feld – das erste große Ölvorkommen auf dem norwegischen Sockel. Das Öl machte Norwegen reich. Und geht es nach der Regierung, soll diese Quelle auch nicht so schnell versiegen: In der neuen Konzessionsrunde wurden mehr Lizenzen vergeben als jemals zuvor.
Der norwegische Staat verdient über verschiedene Steuern am Öl mit. Das Geld wird in einem Staatsfonds verwaltet, der inzwischen als der weltgrößte seiner Art gilt. Aktueller Wert auf dem Markt: Rund 8400 Milliarden norwegische Kronen, umgerechnet aktuell rund 862 Milliarden Euro. Darüber soll die gesamte Gesellschaft am Reichtum teilhaben, und es soll auch für kommende Generationen reichen, wenn das Öl verbraucht ist. Aus den Erträgen darf ein kleiner Teil für den Staatshaushalt entnommen werden. 2019 werden vom zuständigen Ministerium 289 Milliarden Kronen Nettoeinnahmen aus der Ölindustrie erwartet.
Das Ende der bekannten Vorkommen ist allerdings bereits in Sicht: Ölminister Kjell-Børge Freiberg sagte jüngst auf einem Seminar, auf dem norwegischen Sockel werde nur noch halb so viel produziert wie noch um die Jahrtausendwende. Er betonte aber die hohen norwegischen Umwelt- und Sicherheitsstandards. Das rechtfertige, dass Norwegen auch weiter Öl fördere – würde Norwegen verzichten, würden nur andere Lieferanten nachrücken. Und norwegisches Gas sei ein guter Ersatz für alte Kohlekraftwerke. In der jüngsten Konzessionsrunde für die bereits bekannten und gut erschlossenen Gebiete wurden 83 Produktionslizenzen erteilt – so viele wie noch nie. 37 davon sind für die Nordsee, 32 für die Norwegische See und 14 für die Barentssee.
Riksrevisjonen kritisiert Aufsichtsbehörde
Ganz unfallfrei sind die 50 Jahre Ölzeitalter in Norwegen allerdings nicht abgegangen, wie eine eigene Wikipedia-Seite dazu zeigt. Und es gäbe weiter Potenzial zur Verbesserung: Riksrevisjonen, das Kontrollorgan des norwegischen Parlaments, hat in seinem neuen Bericht heftige Kritik an der Aufsichtsbehörde der Öl- und Gasindustrie geübt (Petroleumtilsynet). Das thematisierten der Barents Observer und NRK. Zu den besonderen Problemfällen gehört dabei die Bohrinsel Goliat, die erste Ölbohrinsel in der Barentssee.
Nach Ersatz für die langsam versiegenden Vorkommen wird schon länger gesucht. Johan Sverdrup in der Nordsee könnte das letzte „einfache“ Projekt sein. Die Gasförderung mit Aasta Hansteen in der Norwegischen See ist schon sehr aufwendig. Und auch für Johan Castberg in der Barentssee sind wieder neue Lösungen gefragt.
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