Island. Die klimaschädlichen Aktivitäten eines Unternehmens dadurch kompensieren, dass man anderswo der Atmosphäre CO2 entzieht und den Kohlenstoff bindet – dafür warb das Unternehmen Running Tide mit Standorten in den USA und Island. Von Akranes auf Island aus wurde „Kohlenstoff“ im Meer versenkt. Doch nun wird die Firma abgewickelt. Darüber berichteten Heimildin und RÚV.
Auf seiner Website wirbt Running Tide noch damit, dass seine Methode der Kohlenstoffbindung nach neuesten wissenschaftlichen Kriterien geschieht. Auf der Website sind auch einige Forschungsprojekte dazu aufgeführt. Das Kohlenstoffpaket hätte laut Heimildin eigentlich aus einem etwa basketballgroßen Holzklotz – dem Kohlenstoff – in Verbindung mit Kalkstein und Tangsporen bestehen sollen. Dieses Paket, das gleichzeitig gut für den Ozean sein sollte, sollte untergehen und das Holz mit in die Tiefe des Meeres nehmen. Zuletzt waren es aber einfach Holzschnitzel, die im Wasser landeten. Dies geschehe auch natürlich, so der Geschäftsführer des isländischen Teils zu RÚV. Viel Holz lande für immer in der Tiefsee und bleibe dort. Laut dem Unternehmen wurden auf diese Weise 25 000 Tonnen Kohlenstoff gebunden.
Problemlösung oder Unsinn?
Anfangs waren isländische Politiker sehr stolz darauf, dass sich ein solches Projekt auf Island niedergelassen hatte. Running Tide hatte auch namhafte Kunden. Inzwischen ist die Begeisterung abgeflaut und die Behörden sind kritischer geworden. Es gebe auf Island keine Gesetzgebung für die Kontrolle dieser Art von Tätigkeit, berichtet RÚV. Und Heimildin zitiert Experten, die das Konzept für Unsinn halten, keine einzige Tonne CO2 sei dadurch der Atmosphäre entzogen worden.
Abwicklung angekündigt
Am selben Tag, an dem der Heimildin-Artikel erschien, kündigte Running-Tide-Gründer Marty Odlin auf LinkedIn die Abwicklung des Unternehmens aus finanziellen Gründen an. Obwohl notwendig, gebe es aktuell keine ausreichende Nachfrage nach Kohlenstoffentzug in großem Maßstab.
Das Grundstück steht nun zum Verkauf. Die Frage, was aus dem bis zu zehn Meter hohen Haufen Holzschnitzel wird, die dort noch lagern, ist inzwischen beantwortet: Der Nachbar, Ferrosilizium-Hersteller Elkem, schiebt sie in seinen Hochofen.
Eine erwiesen wirksame Methode für CO2-Entfernung gibt es auch auf Island: