Carbfix: Wo CO2 zu Stein wird

Island. Was wäre, wenn man das klimaschädliche CO2 einfach in Stein verwandeln könnte? So ähnlich so funktioniert das Carbfix-Projekt auf Island. Bisher werden dort vor allem Abgase des Geothermalkraftwerks Hellisheiði im Fels gebunden. Gemeinsam mit der Schweizer Organisation Climeworks soll nun auch in großem Stil CO2 aus der Luft entfernt werden.

Hellisheiði

Geothermiekraftwerk Hellisheiði. Foto Árni Sæberg

Die Entwicklung und Erprobung des Carbfix-Prinzips begann 2006, seit 2014 wird es im Geothermalkraftwerk Hellisheiði im industriellen Maßstab angewendet. Dort werden heißer Dampf und Wasser gefördert und Wärme und Strom erzeugt. Bei diesem Prozess werden Stoffe, die sich zuvor natürlicherweise im Erdboden befanden, als Gase freigesetzt – als CO2 und H2S. Das CO2 aus einem Geothermalkraftwerk macht nur drei bis fünf Prozent eines vergleichbaren Kohlekraftwerks aus. In Hellisheiði kommt ein großer Teil davon gar nicht mehr in die Luft. CO2 und H2S werden mit Wasser vermischt und tief in das  basaltische Gestein gepumpt. Dort reagiert es mit den Calcium- und Magnesium-Verbindungen, und es bildet sich im Laufe von etwa zwei Jahren Karbonatgestein, das für immer dort im Boden bleiben kann.

Für immer fest im Boden gebunden

Carbfix

Basalt-Bohrkern von Carbfix mit Karbonaten. Foto Sandra Ósk Snæbjörnsdóttir

Zurzeit kommt ein Drittel des CO2 (jährlich 12 000 Tonnen) und drei Viertel des H2S (6000 Tonnen) aus dem Abgasen des Kraftwerks Hellisheiði gar nicht erst in die Atmosphäre. Die Kosten betragen nach Angaben von Carbfix weniger als 25 Dollar (knapp 21 Euro) pro Tonne, was günstiger ist als andere CCS (Carbon Capture and Storage)-Methoden. Für die Entwicklung und Erprobung des vielversprechenden Prinzips hatten Reykjavik Energy und die Universität Island auf die Unterstützung mehrerer internationaler Partner setzen können, sowohl aus Europa als auch aus den USA. Es ließe sich überall dort durchführen, wo es Basaltgestein gibt. Für den Prozess wird außerdem viel Wasser benötigt. Durch das Verpressen der CO2-Lösung kann es außerdem zu kleinen Erdbeben kommen.

Climeworks: Das CO2 aus der Luft filtern

Die Schweizer Climeworks sind schon länger mit im Boot: Seit 2017 läuft in Hellisheiði ihre Pilotanlage, die das CO2 direkt aus der Luft filtert. Dieses CO2 wird mit den Kraftwerk-Abgasen in den Boden gepumpt. Nun haben Carbfix, Hellisheiði-Betreiber ON (Reykjavik Energy) und Climeworks eine Zusammenarbeit in größerem Maßstab vereinbart: Bis zu 4000 Tonnen Kohlendioxid im Jahr sollen mit einer größeren Konstruktion direkt aus der Luft gefiltert werden.

Ein Freibrief für weitere Luftverschmutzung sind diese technischen Methoden natürlich nicht: Am günstigsten ist es immer noch, das CO2 gar nicht erst zu erzeugen.

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