Island verkauft historische Geige – weil sie keiner spielen kann

Island. Können Sie Geige spielen? Haben Sie eher große Hände und ein paar Ersparnisse? Dann könnte folgendes Angebot etwas für Sie sein: Geige, gebaut von Giovanni Paolo Maggini vor fast 400 Jahren. Verkäufer ist der isländische Staat. Der Klang soll sehr gut sein.

Geige

Eine ähnliche Geige von Giovanni Paolo Maggini. Foto Sofi Sykfont, Musik- och teatermuseet, CC BY-SA 3.0

Der Faktor mit den großen Händen ist nicht ganz unwichtig. Das Instrument kam vermutlich in den 1940er Jahren auf die Insel. Lange wurde es laut Vísir von dem in China geborenen Violinisten Jon Sen gespielt, der dem Symphonieorchester von der Gründung  1950 bis 1984 angehörte. Dann nutzte es offenbar lange niemand, bis Ari Þór Vilhjálmsson zum Orchester stieß. Denn das Instrument ist ungewöhnlich groß – und Ari Þór Vilhjálmsson  hatte ausreichend große Hände. Er spielte es 17 Jahre lang, bis er ans Philharmonieorchester in Helsinki wechselte. Er besitzt heute eine Maggini-Kopie derselben Größe.

Geigenbauer Giovanni Paolo Maggini lebte von 1580 bis 1630. Er baute zwei verschiedene Typen von Geige, eine in der zeittypischen Norm und eine größere Variante – wie die, die auf Island landete. Laut Vísir gibt es allerdings die Vermutung, dass dieses spezielle Instrument zuerst als Viola konstruiert wurde. Wegen der großen Beliebtheit von Maggini-Geigen soll es dann zur (großen) Violine umgebaut worden sein.

Seit Ari Þór Vilhjálmssons Wechsel nach Helsinki spielt jedenfalls niemand mehr das Instrument, weil niemand so große Hände hat. So ist zu erklären, dass es als Verkaufsobjekt in den Haushaltsberatungen für das nächste Jahr landete. Statt dessen sollen Instrumente angeschafft werden, die die Mitglieder des Orchesters auch spielen können. Es sei ein gutes Instrument, und es wäre schön, wenn sich jemand fände, der es nutzt, so die Direktorin des Orchesters bei Vísir. Die jüngsten Verkäufe von Maggini-Violinen, die das Auktionshaus Tarisio auflistet, lagen bei rund 40 000 Euro.

Und so klang die Geige bei Ari Þór Vilhjálmsson:


 

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