Island schickt „antikapitalistisches BDSM-Zombie-Trio“ zum ESC

Spätestens seit Lordi müssen Teilnehmer des Eurovision Song Contest nicht mehr nett aussehen. Die Provokateure für die diesjährige Schlager-Show im Mai in Tel Aviv  kommen aus Island und nennen sich „Hatari“ samt eines Songs namens „Hatrið mun sigra“ – „Der Hass wird siegen“.

Hatari

Screenshot aus dem Video Hatrið mun sigra von Hatari.

„Blank-eyed barely-hinged politically dubious hateful demonic anti-capitalist S&M zombies“- so charakterisiert der Reykjavik Grapevine die selbsternannten „Hasser“, an anderer Stelle auch „Bondage-Synth-Punk-Trio“. Bei Eurovision wird der Stil als „Industrial“ bezeichnet. Der Beitrag der Schulfreunde Klemens Hannigan, Matthías Tryggvi Haraldson und Einar Stéfansson wird definitiv auffallen, sowohl optisch als auch akustisch. Die drei Jungs treten seit 2017 öffentlich auf und erhielten bereits Auszeichnungen als Live-Band. Sie galten neben Friðrik Ómar  als Favoriten und setzen sich letztlich am vergangenen Wochenende auch im „Söngvakeppnin“ als Teilnehmer durch. Sie werden auf Isländisch singen. Das Video vom Auftritt hat RÚV veröffentlicht.

Wie man Aufmerksamkeit gewinnt, wissen sie auch abseits der Bühne: So fordern sie Israels Premierminister Benjamin Netanjahu während des ESC im Mai zum „glima„-Wettkampf auf, einer speziell isländischen Art des Wrestlings. Der Einsatz: gewinnt Netanjahu, bekommt er die Westmännerinseln, gewinnen Hatari, dürfen sie in Israel die erste BDSM-Kolonie an der Mittelmeerküste einrichten. Die Teilnahme Islands am ESC in Israel war anfangs wegen Israels Politik gegenüber den Palästinensern durchaus umstritten.

Keiino für Norwegen, Darude für Finnland

Auch Norwegen und Finnland haben inzwischen ihre Kandidaten gekürt: Für Norwegen tritt Keiino an, ein Trio aus Alexandra Rotan, Tom Hugo und dem samischen Rapper Fred Buljo. In ihrem Lied „Spirit in the sky“ wird allerdings nicht gerappt, sondern gesungen und gejoikt. Kaum hatte die Gruppe den Sieg in der Tasche, hatte sie auch schon eine Plagiatsanschuldigung am Hals: Ein Teil des Refrains soll dem von Saara Aaltos Lied „Monsters“ aus dem vergangenen Jahr ähneln. Die Gruppe verweist darauf, dass die Lieder sehr unterschiedlich seien, trotz der ähnlichen d-moll-Tonfolge im Refrain.

Für Finnland tritt Ville Virtanen alias DJ Darude gemeinsam mit Sänger Sebastian Rejman an. Ihr Titel „Look away“ ist gerade so politisch, wie er noch sein darf, und krisisiert das Wegsehen angesichts des Klimawandels.

Zwei Grönländerinnen, Julie Berthelsen und Nina Kreutzmann Jørgensen, traten in der dänischen Vorauswahl an, kamen dort aber nur auf den zweiten Platz. Countrysängerin Kristina Bærendsen von den Färöer kam auf Island ebenfalls bis ins Finale. Schweden kürt seinen Teilnehmer erst am kommenden Wochenende.

So war der Auftritt von Hatari beim Söngvakeppnin:

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