Longyearbyen/ Spitzbergen (Norwegen). Die letzte Kohle aus Gruve 7 ist herausgeholt – im letzten norwegischen Kohlekraftwerk wird nur noch aufgeräumt. 60 Personen verlieren damit früher oder später ihren Arbeitsplatz. Ihr Arbeitgeber, Store Norske, bleibt allerdings vor Ort im Geschäft, auch ohne Kohle. Wohin der Weg in Zukunft geht, ist noch nicht absehbar.
Die Schließung der letzten norwegischen Kohlegrube war politisch gewollt. Zum einen war sie nicht wirtschaftlich, zum anderen ist die Verbrennung von Kohle schlecht fürs Klima. Als der Kohlepreis im Zuge von Russlands Invasion in die Ukraine zeitweise anstieg, wurde das schon für 2023 geplante Ende der Grube um zwei Jahre herausgeschoben. Jetzt ist laut Store Norske die Grube leer. Natürlich gebe es andere Vorkommen, aber mit minderwertigerer Kohle, die teuer herauszuholen und schlecht zu verkaufen sei.
Store Norske, komplett Store Norske Spitsbergen Kulkompani, ist eine staatliche norwegische Gesellschaft, die bis 1989 Longyearbyen als „Company Town“ steuerte. Danach wurden typisch kommunale Dienste ausgegliedert, seit 2002 gibt es eine kommunale Mitbestimmung, und viele neue Akteure kamen. Auch wenn Store Norske nun das „Kerngeschäft“ verliert, besitzt sie die meisten Immobilien und ist mit der Tochtergesellschaft Pole Position Logistics AS ein zentraler Logistikakteur. Nun kehrt auch die Energieversorung zurück in die Hände von Store Norske. Wie die Selbstverwaltung, Longyearbyen Lokalstyre, mitteilte, wurde ein entsprechendes Abkommen geschlossen. Bis zum Jahresende soll Store Norske alle Anteile an Svalbard Energi AS, dem örtlichen Energieversorger, aufkaufen.
Erfolgreicher Versuch mit Solarenergie bei Isfjord Radio
Wie diese Energieversorgung künftig aussehen soll, ist noch höchst ungewiss. Die aktuelle Übergangslösung mit Diesel stellt niemanden richtig zufrieden. Zumindest im Sommer könnte ein Teil des Stroms von der Sonne kommen: Bei Isfjord Radio betreibt Store Norke bereits eine Solaranlage, die den Dieselverbrauch des dortigen Hotels senkte. Und am 17. Mai 2025 kam Isfjord Radio erstmals ganz ohne Dieselaggregat aus. Diese Erfahrungen lassen sich zwar nicht komplett auf Longyearbyen übertragen, doch wurden dabei bereits wertvolle Erfahrungen mit der Technik unter arktischen Bedingungen gesammelt. Der nächste Schritt sollen zwei kleine Windturbinen sein.
Kohle und Geopolitik
Nicht alle sind zufrieden mit dem Beschluss, die restliche Kohle im Berg zu lassen. Dazu hat auch die veränderte geopolitische Situation beigetragen: Kohle ist dreckig, aber sie ist vor Ort und schaffte bisher Arbeitsplätze für Norweger auf der Insel – diese Faktoren wiegen unter anderem für Fremskrittspartiet und Senterpartiet, aber auch bei einigen anderen heute schwerer als Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz.
In der russischen Siedlung Barentsburg wird weiterhin Kohleabbau betrieben, subventioniert vom russischen Staat. Dies ist möglich aufgrund des Spitzbergenvertrags. Die Kohle aus Barentsburg sorgt für Energie vor Ort und in den wenigen Häusern in Pyramiden, die wieder genutzt werden.
Ende des Kohlebergbaus in Longyearbyen – mit Königsbesuch