Norwegen öffnet die Tür zum Tiefseebergbau

Norwegen. Die Mehrheit stand fest, deshalb war die Abstimmung im Storting keine Überraschung mehr: Gestern sprach sich ein Großteil der anwesenden norwegischen Abgeordneten für den ersten Schritt in Richtung kommerzieller Tiefseebergbau aus. Norwegen ist damit eines der ersten Länder weltweit, das das zulässt. Das Vorhaben wird von Parteien zu beiden Seiten der Blöcke gestützt. Meeresforscher und Umweltschützer hatten davon abgeraten.

Tiefseebergbau

Die potenziellen Zonen für Tiefseebergbau. Quelle Oljedirektoratet

Die aktuelle norwegische Regierung, die sozialdemokratische Arbeiderpartiet von Jonas Gahr Støre und Senterpartiet von Tryggve Slagsvold Vedum, sicherte sich für diesen Beschluss die Zustimmung von zwei Fraktionen der Opposition, den konservativen Høyre und der rechten Fremskrittspartiet. Öl- und Energieminister Terje Aasland lobte diese breite Kooperation. Gegen die Ausbeutung des Tiefsee- Meeresbodens waren praktisch alle kleineren Parteien – die grüne Umweltpartei, die sozialistische Linke und Rødt, aber auch die liberale Venstre und die eher konservativen Christdemokraten. Von insgesamt 169 Storting-Abgeordneten waren allerdings vergleichsweise wenige Abgeordnete überhaupt anwesend, um abzustimmen: Es gab 80 Stimmen für und 20 gegen das Vorhaben.

Hoffnung auf Metalle für neue Technologien und Arbeitsplätze

Damit ist die Regierung nun frei, einen entsprechenden Weg zu entwerfen und potenzielle Interessenten zu sichten. Freigeben will Norwegen eine Fläche von 281 000 Quadratkilometern zwischen Spitzbergen, Jan Mayen und dem norwegischen Festland. Vor der ersten endgültigen Abbauerlaubnis soll der Storting erneut befragt werden. Ziel des Abbaus ist, Metalle von unter dem Meeresgrund zu gewinnen, die für neue Technologien gebraucht werden. So sollen auch norwegische Arbeitsplätze gesichert werden.

Zu wenige Kenntnisse aus der Tiefsee, mahnen Fachleute

Als vor 20 Jahren Frank Schätzings Roman „Der Schwarm“ erschien, verwies der Autor darauf, dass wir mehr über den Weltraum wüssten als über die Tiefsee. Dass wir auch heute noch nicht genug über die Tiefsee wüssten, um die Folgen eines Mineralabbaus auf dem Meeresgrund abzuschätzen, schrieben Vertreter des norwegischen Meeresforschungsinstitutes und  anderer Einrichtungen und Gruppierungen in ihrer Stellungnahme zu dem Vorhaben und rieten explizit davon ab. Bisher gibt es auch noch keine internationalen Regeln zum Tiefseebergbau – so weit sind die Mitgliedsstaaten der Internationalen Meeresbodenbehörde bisher nicht gekommen.

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Norwegen: Mehrheit im Parlament für Tiefseebergbau

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