Nordschwedens Megaprojekte und der Kampf um Kallak

Jokkmokk (Schweden). In Kürze soll nun endlich die Entscheidung zum Erzabbau in Kallak (samisch Gállok) bei Jokkmokk fallen. Seit der Regierungsumbildung in Schweden ist die Wahrscheinlichkeit für ein Ja zur Grube gewachsen. Weil zurzeit riesige Summen investiert werden, um die Industrie in Nordschweden fossilfrei zu machen, und weil gewisse Metalle für neue Technologien benötigt werden, gilt Bergbau in Schweden gerade als „klimafreundlich“. Doch dies treffe nicht für Kallak zu, so die Projektgegner.

Sápmi Flagge

Die Grube von Gállok ist eines der heißesten Themen in Sápmi. Heute, 6. Februar, ist der samische Nationaltag.

Die Aufhebung aller Corona-Maßnahmen in Schweden am 9. Februar kommt zu spät für den Wintermarkt von Jokkmokk – das beliebte Markttreiben und viele Veranstaltungen wurden abgesagt. Doch gestern gab es eine kleine Protestveranstaltung von Grubengegnern aus der Region vor Ort, vor allem samische Jugendliche, unterstützt von Klimaaktivistin Greta Thunberg. Die hatte schon den Freitags-Streik diesmal in Jokkmokk absolviert. Thunberg ist auch Mitunterzeichnerin eines Debattenartikels in Aftonbladet: „Gå inte på att gruvan i Gállok är klimatsmart„, also: Lass dir nicht einreden, die Grube in Gállok sei klimafreundlich.

Zur Erinnerung: Kallak/Gállok ist ein kleines Erzvorkommen nördlich von Jokkmokk am Fluss Luleälven. Versprochen werden 250 direkte Arbeitsplätze dort plus indirekte, der Abbau soll 14 Jahre dauern. Eine Grube dort würde allerdings einen Zugkorridor für Rentiere beeinträchtigen sowie Wald vernichten, und das vor den Toren des Welterbes Laponia. Für die Samen ist das Projekt damit auch eine Bedrohung ihrer Kultur und Wirtschaftsweise. Es besteht außerdem die Gefahr, dass der Luleälv verunreinigt wird, der auch als Trinkwasser dient. Um das Erz abzutransportieren, müssten noch die Straße und die Bahn aufgerüstet werden.

„Sozialdemokraten lieben Gruben“

Da sich die zuständigen Behörden nicht einig wurden, liegt der Fall zur Entscheidung bei der Regierung. Solange die grüne Miljöpartiet noch Teil der Regierung war, gab es keine Entscheidung dazu. Miljöpartiet war explizit dagegen. Bei den Sozialdemokraten gibt es durchaus Befürworter. Zu diesen gehört auch der neue Wirtschaftsminister Karl Petter Thorwaldsson. Dass er äußerte, Sozialdemokraten würden Gruben lieben, hat ihn in den Augen der Gegner voreingenommen gemacht.

Mit industriellen Megaprojekten fürs Klima

HYBRIT

HYBRIT-Pilotanlage in Luleå auf Svartön.

Wenn in Schweden zurzeit von „grüner Umstellung“ oder Ähnlichem geredet wird, dann sind meist die riesigen industriellen Megaprojekte im Norden des Landes gemeint: Umstellung von LKAB auf fossilfreien Bergbau in Kiruna und Malmberget, Umstellung von SSAB auf fossilfreie Stahlherstellung und das gemeinsame Projekt HYBRIT, aber auch die Batteriefabrik von Northvolt in Skellefteå und ein Plan, fossilfreien Stahl in Boden herzustellen (H2 Green Steel). Bestimmte Metalle sind besonders gefragt bei den Zukunftstechnologien, und hier kann Nordschweden eine große Kupfermine vorweisen (Boliden in Gällivare) sowie eine Graphitgrube, die in den Startlöchern steht. Mit zukunftsträchtiger Industrie Geld verdienen – diese Kombination ist aktuell äußerst konsensfähig.

Zweifel an Kallak

Die Grube in Kallak gehört allerdings nicht in die Kategorie der Projekte, die für diese Umstellung der Industrie notwendig wären. Das meinen nicht nur die Projektgegner. Zu diesem Schluss kommt auch ein längerer Artikel in Dagens Nyheter. nachdem Beowulf, das Unternehmen hinter Kallak, an dieses positive Image anknüpfen wollte. Denn das in Kallak geförderte Erz würde voraussichtlich gar nicht in der Form geliefert werden können, wie es das geplante Stahlwerk in Boden bräuchte. Und Erz gibt es genug in Norrbotten, nicht nur in den Gruben von LKAB, sondern auch in Kaunisvaara bei Pajala. Es bestehen zudem massive Zweifel, ob die Ausbeutung dieses kleinen Vorkommens wirklich wirtschaftlich ist. Dagegen stehen die riesigen Schäden an der Natur, die nicht reparabel wären. Die Entscheidung wird spätestens im März erwartet.

Früherer Artikel zum Thema:

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4 Antworten zu Nordschwedens Megaprojekte und der Kampf um Kallak

  1. Liebe Andrea
    Kann ich aus Deinem Artikel zitieren? Ich solleine 2,seitenartikel für unsere Zeitung “ Vielfalt“ schreiben.
    Du kannst auch gerne auf youtube und imInternet
    Dietmar Hasse, Nürnberg eingeben.
    Har dig bra
    Dietmar

  2. Andrea Seliger sagt:

    Artikel kommt! Kallak/Gállok hat grünes Licht bekommen, wenn auch mit Auflagen …Schweden: Regierung gibt grünes Licht für weitere Planung in Kallak

  3. Hallo Andrea
    Kannst Du mich voll auf dem laufenden halten in Sachen Gallok, Storlandet bei Gällivare (Windräder)und weiteren Vorhaben?

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