Insel Stor-Räbben: Forschung in Fels geritzt

Piteå (Schweden). Die letzte Markierung des Wasserstandes auf dem Fels „Nummerhällan“ auf der Schäreninsel Stor-Räbben ist 140 Jahre alt. Damals stand das Wasser dort noch etwa knietief. Inzwischen ist die Wasserlinie ein gutes Stück entfernt davon. Der Nummernfels enthält insgesamt drei Markierungen: 1750, 1851 und 1884. Jeweils im Juli ist diese einzigartige Dokumentation der postglazialen Landhebung auch Leuten ohne Boot einfach zugänglich – dank eines lokal subventionierten Ausflugsbootes.

Felsen mit Jahreszahlen

Nummerhällan auf Stor-Räbben: Die Jahreszahlen werden in der Vergrößerung (anklicken) sichtbar.

Heute ist die postglaziale Landhebung in Nordeuropa ein gut erforschtes Phänomen: Während der Eiszeit drückte ein schwerer Eispanzer, am dicksten bei Höga Kusten/Kvarken, die Erdkruste in den Erdmantel. Seit das Eis abgeschmolzen ist, geht die Erdkruste langsam wieder in ihre Ausgangslage zurück. In der nördlichen Ostsee hält diese Landhebung bis heute an, mit etwa 8 Millimetern pro Jahr.

Als dieses Phänomen erstmals auffiel, war die Ursache jedoch keineswegs klar – nicht einmal, ob sich nun das Land hebt oder das Wasser verschwindet. Wissenschaftler wie Carl von Linné und Anders Celsius machten sich Gedanken. Eine sehr haltbare Methode, den Wasserstand zu dokumentieren, war das Markieren der Wasserlinie mit Jahreszahl in einer Klippe am Ufer. Die älteste davon ist in Ratan zu finden, ein Stück nördlich von Umeå: Die „1749“ brachte ein Schüler von Celsius an, sie liegt heute etwa 2,50 Meter über dem Meeresspiegel.

Drei Markierungen auf Stor-Räbben

Felsen und Ufer

Nummerhällan von der heutigen Wasserlinie aus gesehen.

Der Nummernfelsen auf der Schäreninsel Stor-Räbben vor Piteå hat sogar drei solcher Markierungen: 1750, 1851 und 1884. Die erste dürfte ebenfalls im Auftrag oder inspiriert von Celsius und Linné angebracht worden sein, genannt wird ein Regimentspastor. Es ist nicht überliefert, wer die späteren angebracht hat. Heute reicht das Wasser nicht mehr bis zum Fels. Stor-Räbben, eine der äußersten Inseln im Schärengarten vor Piteå, war in der Vergangenheit ein Ort, von wo aus im Sommer gefischt und im Frühlingswinter Robben gejagt wurden.

Eine der äußersten Inseln im Schärengarten

Fischersiedlung Stor-Räbben, vom Anleger aus gesehen

Wer die Ruhe an diesem Ort länger genießen will als die vier Stunden, die das Ausflugsboot gewährt, kann sich auch in der Übernachtungshütte der Kommune einmieten. Überlaufen ist die Insel allerdings auch mit den Ausflugsgästen nicht, denn das aktuell dafür genutzte Boot fasst nur zwölf Leute und ist meist schnell ausgebucht. Es fährt jeden Dienstag im Juli ab Bondö Marina (200 SEK pro Person inkl Rückfahrt). Außerhalb der subventionierten Zeiten kann man den Anbieter als Taxi buchen.

Inseln wachsen zusammen

Die Landhebung ist auf Stor-Räbben noch auf andere Weise sichtbar: Die Insel ist mit der Nachbarinsel Svarthällan zusammengewachsen. Und von Svarthällan kann man bereits bis zur Nachbarinsel Lill-Räbben hinüberlaufen, wenn auch noch nicht ganz trockenen Fußes. Lill-Räbben wiederum hat schon eine Landverbindung zur Nachbarinsel Mellerstön. Kein Problem also für einen Elch, auch mal Stor-Räbben einen Besuch abzustatten- wie man an den Hinterlassenschaften sehen kann.

Mehr zur Landhebung:

Wo das Land immer noch aus dem Meer steigt

Mehr zum Bootsverkehr in den Schärengarten von Piteå, Luleå oder Haparanda in den jeweiligen Stadtführern.

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