Beeren-Unternehmer wegen Menschenhandels verurteilt

Finnland. Der Geschäftsführer eines finnischen Beeren-Unternehmens und seine thailändische Geschäftspartnerin wurden vom Amtsgericht Lappland wegen 62 Fällen von grobem Menschenhandel zu Gefängnisstrafen und Entschädigungszahlungen verurteilt. Das Unternehmen muss eine Geldstrafe zahlen.  Darüber berichtete Yle (finnisch, schwedisch, englisch).

Beeren – ein (zu) gutes Geschäft

Die Vorfälle, um die es geht, ereigneten sich 2022. Den Pflückern wurde ein guter Verdienst in Finnland versprochen. Allerdings waren sie schon „verschuldet“, als sie in Finnland ankamen, weil ihnen überhöhte Summen für Flug, Visum, Unterkunft und Essen berechnet wurden. Das Essen war außerden schlecht und zu wenig, wie ein Zeuge aussagte – er habe zehn Kilo abgenommen. Und am Ende bekam er 115 Euro, obwohl er 3500 Kil0 Beeren gepflückt hatte – von morgens bis abends und ohne freie Tage.

Wie der Zeuge außerdem berichtete, sei es unmöglich gewesen, den mehrere Seiten langen Vertrag vor der Unterzeichnung in Thailand komplett zu lesen. Es sei nicht genug Zeit gewesen, es seien viele Leute dort gewesen und man habe keine Gelegenheit gehabt, etwas zu fragen – so berichtet es Yle von der Gerichtsverhandlung.

Gefängnisstrafen und Entschädigungszahlungen

Nun ist also das Urteil gefallen. Vernu Vasunta, Geschäftsführer der Firma Kiantama, muss für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis, seine Geschäftspartnerin Kalyakorn Phongphit drei Jahre.  Außerdem müssen sie gemeinsam Entschädigungen von mehr als 600 000 Euro an die Opfer zahlen, deren Anwaltskosten übernehmen sowie 30 000 Euro an den Staat für die Beweiserhebung überweisen. Vasunta allein muss die Gerichtskosten des Staates übernehmen, und ihm wurde sein miltärischer Rang aberkannt. Das Unternehmen Kiantama wurde zur Zahlung einer Geldstrafe  von 100 000 Euro verurteilt.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die Verurteilten können noch Berufung einlegen. Vasunta hat inzwischen alle Posten niedergelegt.

Kein Einzelfall

Die Beerenbranche ist für kriminelle Praktiken berüchtigt. Der frühere Geschäftsführer von Polarica ist wegen Menschenhandels in 77 Fällen angeklagt, Kalyakorn Phongphit war auch dort beteiligt. In Schweden wurde ein Paar wegen grober Ausbeutung zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, das Gericht folgte dort nicht der Anklage in Bezug auf Menschenhandel. Sowohl Finnland als auch Schweden haben die Möglichkeiten für Saisonarbeiter aufgrund der wiederholten kriminellen Praktiken immer mehr eingeschränkt. 

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