Gegen „Seeigelwüste“: Mit künstlichen Riffen zu neuem Tangwald

Hammerfest (Norwegen). Der Meeresboden im Melkøysund vor Hammerfest war eine „Seeigelwüste“ – die Seeigel hatten jeglichen Tang dort weggefressen. Mithilfe eines künstlichen Riffs ist es Wissenschaftlern des norwegischen Meeresforschungsinstituts aber nun gelungen, innerhalb von vier Monaten dort wieder einen Tangwald wachsen zu lassen. Darüber berichteten NRK und das Institut selbst.

Teil des künstlichen Riffs und Fisch-Nachwuchs. Foto Havforskningsinstituttet

Von Seeigeln kahlgefressene Meeresböden sind ein Problem in Norwegen, nicht nur vor Hammerfest. Dass der Seeigel so überhand nahm, liegt laut einer Studie des Meeresforschungsinstituts unter anderem daran, dass der Seewolf als Fressfeind des Seeigels plötzlich für die Fischerei interessant wurde. Damit blieben zu wenige vor Ort übrig, die die Seeigel fraßen – und die vielen Seeigel fraßen den Tangwald weg. Tangwald ist jedoch ein wichtiger Lebensraum für junge Fische. 

„Bohnentipi“ auf 20 Meter Tiefe

Was die Wissenschaftler im Winter 2024/2025 als Riff-Bausteine im Melkøysund versenkten, ähnelt in der Form einen Bohnentipi. Von einem Ring als Basis ziehen sich Leinen zu einer Spitze hoch. Der Sund ist etwa 20 Meter tief, die tipiartigen Elemente reichen zehn bis 15 Meter die Wassersäule hinauf. Im Labor vorgezogene Tangpflanzen erleichterten den Start. Vier Monate später sah es dort ganz anders aus: „Der Tang wuchs dicht an allen platzierten Riffelementen, und wir sahen sowohl Kabeljau- als auch Köhlernachwuchs“, berichtet Hans Kristian Strand vom Meeresforschungsinstitut. 

Schmeckt es dem Seewolf?

Für die Forscher ist dies der Nachweis, dass die Restaurierung des Meeresbodens durch neuen Tangwald schnell gehen kann, wenn man den richtigen Zeitpunkt wählt. Die Seeigel mussten dafür nicht vorab entfernt werden. 

Um die Seeigel dauerhaft in Schach zu halten, wird nun auch die Wiederansiedlung des alten Fressfeindes getestet: 20 Seewölfe (auch Steinbeißer genannt) wurden vor der Finnmark-Küste eingefangen, mit einem Sender versehen, und am neuen Tangwald ausgesetzt. Wie erfolgreich sie dabei sind, muss sich noch zeigen.

Es gab auch schon andere Versuche,  die Seeigel zu beseitigen, zum Beispiel in Tromsø:

Wie Hobbytaucher vor Tromsø den Tangwald zurückbrachten

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