Wie Hobbytaucher vor Tromsø den Tangwald zurückbrachten

Tromsø (Norwegen).  Sie nennen sich „Tarevoktere“, „Tangwächter“. Ihre Werkzeuge sind Taucherausrüstung und Hammer. Mit dem Hammer machen sie Seeigel platt – für einen guten Zweck: Nördlich von Tromsøya ist bereits ein Stück Tangwald zurückgekehrt, ein vielfältiger Lebensraum unter Wasser. Vor einem Jahr war dort noch Seeigel-Wüste. Darüber berichtete NRK.

Tangwald

Tangwald, hier
Laminaria hyperborea. Foto Erling Svensen/Havforskningsinstituttet

Wie konnte es dazu kommen, dass die wichtigen Tangwälder, Kinderstube vieler Fischarten,  an vielen Stellen der norwegischen Küste verschwanden? Dazu trugen mehrere Faktoren bei – nicht zuletzt aber die Überfischung, durch die die natürlichen Feinde der Seeigel verschwanden. Die Seeigel vermehrten sich daraufhin ungehindert und fraßen alles weg, was noch übrig war. Statt Tangwälder gab es unter Wasser an vielen Stellen nur noch Seeigel.

Der Tang kommt wieder, wo er kann

Und hier greifen die Tarevoktere, die Tangwächter ein – Hobbytaucherinnen und -taucher vom studentischen Unterwasserclub der Universität Tromsø, die ehrenamtlich den Meeresgrund nördlich von Tromsøya von den gefräßigen Seeigeln räumen. Wissenschaftlich unterstützt werden sie dabei von Mitarbeitern des Norwegischen Instituts für Wasserforschung (NIVA). Und der Erfolg stellte sich ein: Wo keine Seeigel mehr waren, wuchs wieder Tang, inzwischen auf 2000 Quadratmetern. Der wiederum auch jene Tiere anzieht, die beispielsweise von Seeigellarven leben.

Seeigel als Delikatesse

Ein Teil der Seeigel von Tromsøya landet sogar in einem Gourmet-Restaurant in Stavanger auf dem Teller, nachdem sie vorher noch in einer Zuchtanlage richtig dick gefüttert wurden. Ein Essen für den Artenschutz also – aber garantiert schmackhaft zubereitet. Als effektivste Methode zur Beseitigung der Seeigel  hat sich für die Hobbytaucher allerdings das Zertrümmern am Meeresboden mit einem Hammer erwiesen, wie sie NRK berichten. Die Reste bleiben dann als Nährstoffe vor Ort. Es werde an Methoden geforscht, wie man Seeigel in größerem Maßstab entfernen könne, so NIVA-Forscher Hartvig Christie zu NRK. Doch noch gibt es nichts Einsetzbares in dieser Hinsicht. Die ehrenamtlichen Taucheinsätze sind zwar mühsam, aber auch wirksam.

Früherer Artikel zum Thema:

Seeigel fraßen den Tangwald – schuld ist Überfischung

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