
Gedenkstein in Haparanda nahe der Grenze zur Erinnerung an die Kapitulation 1809. Der Stein wurde 1989 errichtet. Auf jeder Seite steht dass Wort „Frieden“ in einer anderen Sprache – Mir, Fred, Rauha und Pax.
Die Kapitulation 1809
Das Gebiet, das wir heute als Finnland kennen, war über Jahrhunderte Teil des schwedischen Königreiches, lange mit unklaren Grenzen nach Norden. Als Schweden 1809 den Krieg gegen Russland verlor, musste Schweden im Frieden von Fredrikshamn Finnland an Russland abtreten. Die Grenze zwischen den Ländern wurde in der Flussmitte gezogen – nur nicht in Tornio. Dort wurde die Grenze in den westlichen, schmaleren Nebenarm verlegt. Und damit wurde aus der schwedischen Handelsstadt eine im russischen Zarenreich.
Dieses Fiasko beim letzten von mehreren schwedisch-russischen Kriegen führte zu einer Veränderung der schwedischen Außenpolitik: Fortan wollte man neutral bleiben und sich aus allen Allianzen fernhalten.
Haparanda-Tornio als Nadelör der Welt
Gut 100 Jahre wurde ein anderer Krieg in Haparanda und Tornio spürbar: Die Schlachtfelder des ersten Weltkriegs waren zwar weit weg, aber es war die einzige Möglichkeit, auf dem sicheren Landweg um diese herum zu reisen. Die einzige Landverbindung zwischen Tornio und dem schwedischen Festland war damals eine zwei Meter breite, hölzerne Brücke. Der Grenzübergang zog nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Spione, Geschäftemacher und Schmuggler an, und das Postvolumen wuchs enorm. Im März 1917 wurde eine Seilbahn über den Torne-Fluss gebaut, um die Post zu transportieren. Ein Bild davon findet sich heute auch an der Außenseite des Tornetal-Museums.
Lenin auf der Durchreise

Erinnerung an Lenin auf dem ehemaligen Bahnhoftsgebäude von Tornio.
Die revolutionären Aktivitäten in Russland 1917 ließ die Zahl der Reisenden über Haparanda und Tornio erneut anstiegen. Der prominenteste darunter dürfte Wladimir Ijitsch Uljanow sein, besser bekannt als Lenin, der aus der Schweiz nach Russland zurückkehrte. Die Revolution nahm ihren Lauf – und ermöglichte auch eine neue Entwicklung für Finnland. Das Großherzogtum Finnland erklärte sich am 6. Dezember 1917 für unabhängig. Dies wurde vom russischen Exekutivkomitteeam 31. Dezember 1917 auch anerkannt.
Auf die Selbstständigkeit folgte ein blutiger Bürgerkrieg über die zukünftige Richtung Finnlands, der zugunsten der konservativen „Weißen“ unter General Carl Gustav Emil Mannerheim ausging.
Die Bahnverbindung kommt – zu spät

Eisenbahnbrücke über den Torne-Fluss Dezember 2024
Haparanda und Tornio waren von den Verkehrsströmen im Zuge von Krieg und Revolution völlig überrascht worden. 1919 wurde die Eisenbahnbrücke über den Fluss etwas südlich der Stadtzentren fertiggestellt, und ein neuer Bahnhof in Haparanda eingeweiht. Die Brücke verfügte über beide Spurbreiten, und bis zum Bahnhof konnten Züge auch mit finnischer Spurbreite fahren. Nun gab es die Kapazitäten, die man vorher dringend benötigt hätte – aber die Kriege endeten, und die Zeit als „Nadelör der Welt“ , wie sie manchmal genannt wird, war vorbei.
Inzwischen ist die Bahnstrecke über den Fluss immerhin elektrifiziert und alles wartet auf die erste reguläre Verbindung Richtung Finnland.
Mehr Geschichte:
- Das Tornetal-Museum in Tornio, Torikatu 4 in Tornio, ist (inzwischen) das gemeinsame Museum für die Zwillingsstädte und das gesamte Tal des Torne-Flusses. Es gibt Museumsführer in verschiedenen Sprachen.
- Am Rande des zentralen Platzes in Haparanda steht eine Schilderwand mit historischen Bilder, die sich der Zeit widmen, in der Haparanda und Tornio das „Nadelör der Welt“ waren (schwedisch).
- Im Bahnhof von Haparanda gibt es eine Wand mit historischen Bildern, die sich speziell mit der Vorgeschichte und der Geschichte des Bahnhofs beschäftigen (schwedisch/finnisch/englisch).