Spitzbergen: Bergung der Northguider verzögert sich

Spitzbergen. Das Seegebiet um Spitzbergen lockt immer mehr, sowohl Tourismusunternehmen als auch Fischer. Dass eine Fahrt dort nach wie vor mit hohem Risiko behaftet ist, zeigt sich an der Bergung des havarierten Trawlers Northguider: Phasen günstigen Wetters sind zu kurz, möglicherweise gelingt die Bergung nicht vor dem Winter. Das meldete die norwegische Küstenschutzbehörde Kystverket.

Northguider

Der Trawler Northguider liegt vor Nordaustlandet am Ufer. Foto vom Juni bei der Kontrolle durch KV Svalbard, Quelle: Kystverket

Zur Erinnerung: Der rund 50 Meter lange norwegische Krabbenfänger ging kurz nach Weihnachten 2018 in der Hinlopenstraße vor Nordaustlandet auf Grund. Zwei Helikopter des Sysselmannen konnten die 14-köpfige Mannschaft trotz Schneesturms abbergen. Bevor das Eis die Hinlopenstraße komplett blockierte, gelang es noch, den Treibstoff abzupumpen. Die Polarcircle-Boote von Hurtigruten Svalbard, im Sommer für Touristen, wurden dabei als Shuttle benutzt – mit großen Schiffen kam man ja nicht an den Havaristen heran.

Mit dieser mühsamen Arbeit haben die Helferteams Schlimmeres verhindert – das zeigt sich nun bei den Versuchen, die Northguider zu bergen. Der ursprüngliche Plan der Bergungsgesellschaft Smit Salvage war, den Krabbenfänger aufzurichten, provisorisch abzudichten und abzuschleppen. Das Loch im Rumpf ist aber  größer als erwartet und mit der vorgesehenen Methode nicht zu schließen. Außerdem hat die Bergungsmannschaft einfach nicht genug Ruhe für die Arbeit: Immer wieder muss wegen Starkwind oder Treibeis abgebrochen werden. Dabei sind August und September eigentlich die Monate, in denen das Eis am wenigsten Probleme machen sollte. Kystverket wartet nun die neuen Vorschläge der Bergungsfirma und der Reederei ab. Es ist möglich, dass die Bergung nicht mehr in diesem Jahr stattfindet. 

Ost-Spitzbergen hat immer mehr Eis als der Westen

Ost-Spitzbergen hat aufgrund der lokalen Meeresströmungen immer mehr Eis als Longyearbyen und der Westteil, auch Treibeis. Das wurde zuletzt auch dem schwedischen Ausflugsschiff M/S Malmö zum Verhängnis, das etwas weiter südlich der Northguider steckenblieb. Dessen Passagiere wurden ausgeflogen, die Mannschaft bekam das Schiff nach vier Tagen wieder frei und kehrte damit nach Longyearbyen zurück.

Der Unfall der Northguider hatte damals zu heftigen Diskussionen über die Bereitschaft auf Spitzbergen geführt. Denn die Evakuierung der Mannschaft per Hubschrauber galt als grenzwertig, bis ein Schiff dort ankam, dauerte es jedoch mehrere Tage. Nur das Küstenwachschiff KV Svalbard hatte die richtige Eisklasse, war aber mehr als 1000 Kilometer entfernt. Und das eigentlich für solche Fälle angemietete Spezialschiff des Sysselmanne, die Polarsyssel,  lag aus Kostengründen in „Winterpause“ in Ålesund.

Polarsyssel zehn Monate jährlich im Einsatz?

Als Folge dieser Diskussion wurde der Einsatz der Polarsyssel 2019 bis Ende Dezember verlängert. Im gerade veröffentlichten norwegischen Haushaltsentwurf  für 2020 ist jedoch weiterhin kein ganzjähriger Betrieb, sondern nur eine Verlängerung von neun auf zehn Monate vorgesehen.

Früherer Artikel zum Thema: Schiff bei Spitzbergen im Treibeis: Passagiere ausgeflogen

 

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