Wie viele Schnorchler erträgt das Welterbe Þingvellir?

Þingvellir (Island). Haben die Schnorchel- und Tauchtrips in der Silfra-Spalte eine negative Auswirkung auf das UNESCO-Welterbe Þingvellir – und wie wird dieser begrenzt? Diese Fragen muss Island nun der UNESCO beantworten. Ein isländischer Anwalt hatte gegenüber der UNESCO geklagt, in Þingvellir gehe Profit vor Schutz. Im schlimmsten Fall könnte die Anerkennung als Welterbe zurückgezogen.

Þingvellir

Nationalpark und Welterbe Þingvellir

Schnorcheln oder Tauchen in Silfra ist ein Erlebnis, das mit keinem anderen Ort vergleichbar ist. Sieht man die schmale Spalte an einem typisch regnerischen Tag von oben, kann man sich kaum vorstellen, was einen erwartet. Das Wasser stammt aus den Gletschern und hat kaum mehr als 2 Grad. Dafür ist es auf seinem Weg dorthin gut gefiltert worden und extrem klar und blau. Auch als Schnorchler sieht man tief in die bizarren Felsformationen, die entstehen, weil die Kontinentalplatten auseinandertreiben.  Fische leben dort nicht, aber es wächst ein dekoratives neongrünes Kraut.

Schärfere Sicherheitsregeln seit 2017

Dort ins Wasser zu gehen, ist mit Risiko verbunden, insbesondere beim Tauchen. Zwischen 2010 und 2017 starben dort fünf Menschen. Nach dem zweiten Unfall 2017 wurden die Sicherheitsregel verschärft. Zum einen wurden die Teilnehmerzahlen pro Guide gesenkt. Und wer tauchen will, muss bereits Erfahrung im Trockenanzug nachweisen können. Daraufhin sank der Anteil der Taucher, mehr als 90 Prozent wählen den Schnorchel. Dieser und der Rest der Ausrüstung wie Trockenanzug, wärmender Overall für innen, Handschuhe und Flossen werden von den Unternehmen gestellt.

Silfra

Die Autorin in Silfra. Foto des Veranstalters, 2013.

Mit dem Tourismusboom auf Island stieg auch die Zahl derer, die dort unter Wasser gehen wollten. Inzwischen haben sieben Unternehmen die Lizenz, dort mit Gästen abzutauchen. Zu viele, meint Anwalt Jónas Haraldsson. Der Schnorchel- und Tauchbetrieb nehme auch an Land breiten Raum ein mit Autos, Toiletten und anderen Gerätschaften. Es belastet das Ökosystem und störe andere Besucher des Welterbes. Erkenntnisse aus Studien zur Belastbarkeit würden ignoriert.

Erst in diesem Jahr war wieder eine neue Studie dazu veröffentlicht worden, die die Grenze dessen, was für das Gebiet erträglich sei, auf 76 000 Schnorchelgäste festsetzte. Dabei ging es allerdings vor allem um organisatorische Fragen, um Sicherheit und Vorschläge zur besseren Steuerung. Diese Grenze dürfte inzwischen nich mehr weit entfernt sein. 2014 waren es noch knapp 20 000, zwei Jahre später schon 50 000.

„Ich rede von Naturschutz, er vom Geschäft“, berichtet Jónas Haraldsson in Frettablaðið über seine Versuche, mit dem zuständigen Behördenvertreter darüber zu reden. Schließlich habe er den Weg zur UNESCO gewählt.

(Weitere Quellen: mbl.is und Iceland Monitor,  Islandsbloggen)

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