Norwegen: Öl-Zeitalter geht in die Verlängerung

Norwegen. Der staatliche Ölkonzern hat sich zwar umbenannt und das Öl aus seinem Namen gestrichen. Norwegens Ölzeitalter ist jedoch längst nicht zu Ende: Gerade wurde  47 Suchlizenzen für neue Gebiete vergeben, vor allem in der Barentssee. Und Equinor, Ex-Statoil, kündigte Investitionen für die dritte Phase der Ausbeutung des Troll-Feldes in der Nordsee an.

Greenpeace Protest

Greenpeace-Aktivisten protestieren während der Probebohrungen von Statoil 2017 in der Barentssee. Foto Nick Cobbing/Greenpeace

Als die norwegische Regierung vor gut einem Jahr die Rekordzahl von 102 Blöcken in bisher wenig erforschten Gebieten zur Ölsuche ausschrieb, hagelte es bereits Kritik von den Umweltverbänden. 93 dieser Blöcke lagen in der Barentssee. Nun wurde das Ergebnis dieser Konzessionsrunde veröffentlicht: Für 47 dieser Blöcke wurden Suchlizenzen erteilt, 36 davon liegen in der Barentssee, neun in der Norwegischen See. Meist umfasst ein Vorhaben mehr als nur einen Block – die neue Ölsuche gliedert sich in neun Projekte in der Barentssee und drei in der Norwegischen See (Karte hier, Überblick hier). Beteiligt daran sind insgesamt elf Firmen, darunter natürlich auch Equinor. Damit sorge die Regierung für eine Weiterentwicklung dieses größten und wichtigsten Wirtschaftszweiges, so Öl- und Energieminister Terje Søviknes. Dies sei auch wichtig, um Arbeitsplätze und die Konkurrenzfähigkeit zu erhalten und den Wohlfahrtsstaat zu finanzieren.

Barentssee

Bisherige und fest geplante Förderaktivitäten in der Barentssee. Karte mit Hilfe von stepmap.

Die Kritik der Umweltverbände ( Greenpeace Norge, Natur og Ungdom, Naturvernforbundet) richtet sich zum einen gegen die Menge als ein Signal, an der klimaschädlichen Technologie noch lange festhalten zu wollen. Zum anderen geht es ganz konkret um die einzelnen Gebiete, die nun für die Ölsuche geöffnet werden sollen. Die Regierung verstoße gegen ihre eigenen Grundsätze und gegen die Ratschläge ihrer eigenen Fachleute, meinen sie –  Naturvernforbundet listet auf, dass mehr als die Hälfte der Blöcke aus Sicht der Umweltbehörde nur eingeschränkt oder überhaupt dafür geeignet seien.

Groß ist die Empörung insbesondere darüber, dass sogar Blöcke nahe  Bjørnøya (Bäreninsel), einem Naturschutzgebiet, zugeteilt wurden. Dort darf lediglich vom 1. April bis zum 15. August nicht gebohrt werden. Frei bleibt aufgrund des Koalitionsvertrages das Gebiet vor den Lofoten, Vesterålen und Senja.

Zuvor wurden außerdem 75 Bohrlizenzen in bereits bekannten Gebieten erteilt, in denen es bereits viel Infrastruktur zur Förderung von Öl und Gas gibt und es wahrscheinlicher ist, dass die Ausbeutung auch wirtschaftlich ist.

Troll soll noch 30 Jahre liefern

Nicht mehr suchen, sondern nur herausholen muss Equinor das Öl und Gas im Troll-Feld vor Bergen: Es ist das größte und vermutlich auch wirtschaftlichste Feld auf dem norwegischen Kontinentalsockel. Seit 1995 werden dort die Öl- und Gasvorkommen unter dem Meeresboden geleert. Equinor und seine Partner stellten nun eine Investition von umgerechnet rund 830 Millionen Euro vor, mit deren Hilfe das Feld noch bis 2050 liefern soll. Insgesamt sollen damit noch 2,2 Milliarden Barrel Öl-Äquivalent gewonnen werden können – das schon bei weniger als 10 Dollar pro Barrel wirtschaftlich wäre. Da die Gasplattform Troll A mit Landstrom betrieben wird, erzeugt die Förderung dort auch vergleichsweise wenig CO2.

So günstig wird die Bilanz aus dem Johan-Castberg-Feld nicht aussehen: Für das Vorhaben in der Barentssee, weiter nördlich als alles andere bisher in Norwegen, gab es vergangene Woche die endgültige Betriebserlaubnis.

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