Norwegen. Ein ungewöhnliches Gefährt ist gerade an der norwegischen Küste unterwegs zum Polarkreis: Fünf Schlepper bewegen die Gasförderplattform Aasta Hansteen zu ihrem Einsatzort. Mit 70 000 Tonnen Gewicht und einer Höhe von 320 Metern, das meiste davon unter Wasser, ist die Plattform weltweit die Größte ihrer Art.
Die stählerne Aasta Hansteen, benannt nach einer norwegischen Malerin, Autorin und Frauenrechtsaktivistin, soll den Schatz heben, der 300 Kilometer vor Bodø unter dem Meer verborgen liegt: 51 Milliarden Standardkubikmeter Gas für das energiehungrige Europa. Die Wassertiefe beträgt dort 1300 Meter. Die Plattform wird dort verankert. Das Gas soll über eine bereits fertiggestellte Leitung (Polarled) zum knapp 500 Kilometer entfernten Gasterminal Nyhamna fließen. Hauptakteur in dem Projekt ist der staatliche norwegische Energiekonzern Statoil.
Das Unterteil und Oberteil der Plattform wurden bei Hyundai in Südkorea gebaut und haben – getrennt – bereits eine Reise um die halbe Welt hinter sich. Bei Kvaerner in Stord (auf halber Höhe zwischen Stavanger und Bergen) wurden die Teile zusammengesetzt und fertig ausgerüstet für den Einsatz in der Norwegischen See. Dorthin ist der Schleppverband nun seit Mittwoch unterwegs, anfangs noch begleitet von Schaulustigen – immerhin gab es in den engen Fjorden Fischzuchtanlagen und eine Stromleitung zu passieren. Über den Start berichtete NRK. Insgesamt zwölf Tage soll die Reise dauern.
Das Gasvorkommen Aasta Hansteen wurde bereits 1997 entdeckt und besteht eigentlich aus drei Funden: Luva, Haklang und Snefrid Süd. Aufgrund der Wassertiefe, der Wetterbedingungen und der großen Entfernung zu jeglicher Infrastruktur ist die Förderung sehr aufwendig. Laut NRK betrugen die Investitionen zur Ausbeutung des Gasfeldes inklusive Polarled-Leitung umgerechnet 5,6 Milliarden Euro. Die Plattform soll von Harstad aus bedient werden. Ein Versorgungslager wird in Sandnessjøen eingerichtet und eine Helikopterbasis in Brønnøysund. Die Produktion soll noch in diesem Jahr starten. Neben Statoil (51 Prozent) sind auch Wintershall Norge, OMV Norge und ConocoPhilips Scandinavia daran beteiligt.
Die Plattform selbst soll eine Lebensdauer von 25 Jahren haben. Das Vorkommen, für das sie gebaut wurde, wird aber laut NRK bereits nach sechs Jahren über acht Brunnen unter Wasser geleert sein. Vorgesehen ist, dass weitere Vorkommen in der Nähe ebenfalls darüber erschlossen werden können. So soll auch Snefrid Nord dort angeschlossen werden – außerdem hofft Statoil auf neue Funde.
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