Mehr Verkehr, mehr Risiko: Seenot-Übungen in der Barentssee

Norwegen/Russland. Mehr Fischerei, mehr Fracht, mehr Tourismus in der Arktis – das bedeutet auch mehr Risiko. Mit Übungen auf Spitzbergen und vor der norwegisch-russischen Küste bereiten sich die Einsatzkräfte auf den Seenot-Ernstfall vor. Darüber berichteten der Barents Observer und Teknisk Ukeblad.

Sares Svalbard

Sarex Svalbard – der Helikopter kommt. Foto Brede Valanes (AECO)

Zwei sehr unterschiedliche Seenotfälle haben im vergangenen halben Jahr das Thema Sicherheit auf See in den norwegischen Medien sehr präsent gemacht. Da war nach Weihnachten das Fischereifahrzeug Northguider, das in der Hinlopenstraße auf Spitzbergen strandete. Dann im März das Kreuzfahrtschiff Viking Sky, das mit rund 1300 Passagieren an Bord vor Molde auch fast gestrandet wäre.  In beiden Fällen hätte es auch viel schlimmer ausgehen können. Die beiden Fälle zeigten auf, was für zukünftige Rettungskonzepte wichtig ist.

Polarsyssel soll das ganze Jahr einsatzfähig bleiben

Für Spitzbergen hat es bereits Konsequenzen gegeben. Eins der größten Probleme bei der Strandung der Northguider war, dass es kein geeignetes Schiff in der Nähe gab. Die Polarsyssel, das genau dafür angemietete Schiff des Sysselmannen, lag aus Kostengründen für die Wintermonate in Ålesund. 

Polarsyssel

Polarsyssel. Foto Ivarst, CC BY-SA 4.0,

Die Regierung gestattete nun die Miete der Polarsyssel zumindest für 2019 ganzjährig. Bei der jüngsten SARex4-Übung, über die Teknisk Ukeblad berichtete, spielte außerdem das Hinaufhieven in einen Hubschrauber eine große Rolle. So waren die 14 Besatzungsmitglieder der Northguider gerettet worden, und so hatte auch die Evakuierung der Viking Sky begonnen. 100 Freiwillige ließen sich von der Küstenwache SV Svalbard im Isfjord in den Hubschrauber des Sysselmannen hieven und auf der Landspitze Deltaneset absetzen. Dabei reicht es auf Spitzbergen bekanntlich auch nicht, wenn „Schiffbrüchige“ an Land sind – sie müssen auch auf Eisbären achten. In der Übungswoche wurde außerdem Ausrüstung und Rettungsgerät getestet, und ein Vertreter der Association of Arctic Expedition Cruise Operators (AECO) war dabei. Schließlich sollen alle Schiffe den Polar Code bestmöglichst erfüllen. Über die Verbesserung der Einsatzabläufe und die Erweiterung der Kapazitäten rund um Spitzbergen war aber schon vor der Havarie diskutiert worden.

Norwegen und Russland gemeinsam bei Exercise Barents 2019

Auch die gemeinsame Übung von norwegischen und russischen Rettungskräften im Grenzgebiet vor dem Festland ist schon Tradition. Sie ist aber umso bedeutsamer, weil sowohl die Streitkräfte des NATO-Landes Norwegen als auch die Russlands gerade von einer militärischen Übung zur nächsten in ihrem jeweiligen Block eilen. Zwischendrin aber ging es um Leben retten in der Barentssee, wo Hilfe meist weit ist. Teilnehmer von Exercise Barents 2019 waren insgesamt 20 verschiedene Einrichtungen, zehn aus jedem Land.

Übungsgebiet zwischen Varanger und Fischer-Halbinsel mit Grenze. Quelle: Norwegische Hauptrettungszentrale

Übungsgebiet war die See zwischen Varanger- und Fischer-Halbinsel. Ziel war es, sich effektiv grenzüberschreitend im Notfall beizustehen, sowohl bei der Personenrettung als auch bei Umweltschäden wie einem Ölteppich. Dazu mussten auch Fragen geklärt werden wie die formal korrekte Grenzüberquerung, die Sprachen der Kommunikation und die Möglichkeiten, Dolmetscher hinzuzuziehen.  Der Barents Observer berichtete mit Bildern über den Ablauf. 

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