Longyearbyen/Spitzbergen (Norwegen). Drei Gebäude mit insgesamt 70 Wohneinheiten im Ortsteil Nybyen sollen zum Jahresende abgerissen werden, weil sie zu stark durch Lawinen gefährdet sind. Das verstärkt den bereits herrschenden Wohnungsmangel in Longyearbyen, es ist schwer, Ersatz zu finden. Darüber berichteten Svalbardposten und High North News.
Der Wohnungsmarkt in Longyearbyen funktioniert nicht wie anderswo. Die Möglichkeiten, zu bauen oder zu mieten sind höchst begrenzt. Viele Immobilien sind in der Hand des Staates oder großer Gesellschaften und deren Angestellten vorbehalten. Die Gebäude Brakke 3, 4 und 9 in Nybyen gehören Norges Arktiske Studentsamskipnad, eine Art Studierendenwerk. Inzwischen gibt es neue Wohnungen für Studenten zentraler in Longyearbyen, und die Gebäude sind an Svalbard Wildlife Eiendom, Hurtigruten Svalbard und LNS Spitsbergen vermietet. Diese wiederum bringen dort Angestellte, Saisonkräfte und auch Handwerker unter. 70 Wohneinheiten machen nach den Berechnungen von High North News fünf Prozent des Wohnungsmarktes in Longyearbyen aus.
Wachsende Lawinengefahr durch Klimawandel
Das Klima auf Spitzbergen ändert sich rasant – nach einer Lawine bis in den Ort mit zwei Todesopfern im Jahr 2015 wurde klar, dass nun Ortsteile lawinengefährdet sind, die es früher nicht waren. Die Bedrohung durch Naturgefahren wurde neu untersucht und bewertet. Eine ganze Häuserreihe in der gefährdeten Zone, die beschädigt worden war, wurde abgerissen. Lawinensicherungen am Hang des Sukkertoppen und ein hoher Wall schützen nun das Zentrum von Longyearbyen. Über dem etwas abgelegenen Ortsteil Nybyen wurden nicht im selben Maße Sicherungsmaßnahmen durchgeführt, auch wenn dieser ebenfalls unterhalb einer steilen Bergwand liegt. Es kam allerdings vor, dass Bewohner evakuiert wurden, weil ihren Unterkünften Lawinen drohten. Bisher trafen diese allerdings keine Wohngebäude in Nybyen. Neben der Lawinengefahr ist auch der tauende Permafrost und damit die Standsicherheit der Gebäude eine Herausforderung in Longyearbyen. Der Abriss der drei Gebäude wurde vom für Spitzbergen zuständigen Ministerium aufgrund der örtlichen Gegebenheiten verfügt.
Wohnungsmangel vor Ort und Svalbard-Politik
Der Chef von Visit Svalbard, Ronny Brunvoll, verweist auf die negativen Folgen für den Ort, wenn Angestellte, Saisonkräfte und nur zeitweise dort tätige Handwerker keine Unterkunft finden.
Auch die Ortsentwicklung in Longyearbyen funktioniert allerdings nicht wie anderswo und liegt nur sehr begrenzt in den Händen derer, die dort wohnen. Sie ist geprägt von der norwegischen „Svalbard-Politik“, die direkt von der Regierung in Oslo gesteuert wird. Diese ist zwar sehr interessiert an einer norwegischen Präsenz auf Spitzbergen, nicht aber an einem weiteren Wachstum des Ortes Longyearbyen.
Aktuell bemühen sich Tourismusvertreter Brunvoll und Vertreter der örtlichen Wirtschaft, den Abriss der drei Gebäude hinauszuzögern, damit sie noch weiter genutzt werden können – dann könne die Politik das kommende Jahr nutzen, um endgültig zu entscheiden, was sie mit Nybyen will, und gleichzeitig privaten Unternehmen und ihren Mitarbeitern die Möglichkeit geben, sich tatsächlich anzupassen, so Brunvoll zu High North News.
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