Longyearbyen. Der Sukkertoppen, zu deutsch Zuckerhut, bei Longyearbyen auf Spitzbergen ist ein sehr dekorativer Berg, aber auch ein gefährlicher. 2015 und 2017 gingen Lawinen mit verheerender Wirkung bis in den Ort hinein. Inzwischen liegt ein Gutachten dazu vor, das zeigt, dass Lawinen sogar noch größere Bereiche treffen könnten. Nun wird über neue Schutzmaßnahmen diskutiert.
Bei der Lawine am 19. Dezember 2015 starben ein 41-jähriger Mann und ein zweijähriges Mädchen in einer Siedlung am Fuß des Berges. Niemand im Ort war darauf vorbereitet gewesen. Elf Häuser wurden zerstört. Am 17. Februar 2017 rutschten die Schneemassen erneut bis in nach Longyearbyen, diesmal allerdings zum Glück ohne Todesfälle. Da war die Untersuchung der norwegischen Gewässer- und Energiebehörde (Norges vassdrags- og energidirektorat, NVE) gemeinsam mit der Universität Svalbard und anderen schon in Gang. Die Regierung hatte außerdem Geld für Sicherungsmaßnahmen bereit gestellt, deren Bau allerdings erst in diesem Februar begonnen hat.
Das fertige Gutachten zeigt nun: Es könnte auch noch schlimmer kommen. Mit Wällen könne man zwar das Ortszentrum besser schützen, so die Konzeptstudie dazu. Es blieben aber immer noch Teile von Longyearbyen, wo Baumaßnahmen schwer durchzuführen wären, ein Gebiet mit 140 Wohnungen direkt unter dem Sukkertoppen: “ Die größten Lawinen sind zu schnell und haben zu viel Energie, als dass es möglich wäre, alle Gebäude in Longyearbyen zu sichern“, zitiert NRK Knut Aune Hoseth vom NVE.
Umzug statt Lawinen-Schutzwall?
Im selben Beitrag kommt auch Ortsvorstand Arild Olsen zu Wort, der dafür plädiert, für die gefährdeten Häuser an anderer Stelle Ersatz zu schaffen. Das sei zwar teuer, aber langfristig günstiger als die Baumaßnahmen und den vorsorglichen Evakuierungen bei Lawinengefahr. Vor Weihnachten hatten 180 Menschen wegen drohender Lawinen evakuiert werden müssen. Die neue Einschätzung der Gefahr in dem Gutachten werde auch dazu führen, dass noch häufiger evakuiert werden müsse, bevor nicht alle Schutzmaßnahmen umgesetzt sind, erklärte Inselverwalterin (Sysselmann) Kjerstin Askholt in einer öffentlichen Mitteilung.
Die Bevölkerung von Spitzbergen hofft dabei auf Hilfe aus Oslo. Dies hätte beim Besuch von Justizministerin Sylvi Listhaug auf der Insel besprochen werden sollen. Spitzbergen hat innerhalb Norwegens einen Sonderstatus und untersteht direkt der Regierung, zuständig ist das Justizministerium. Die Ministerin ist allerdings gerade zurückgetreten. Um Spitzbergens Lawinenprobleme muss sich deshalb nun erst einmal der Staatssekretär kümmern.
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