Kiruna und Andøya: Der Wettlauf in den Weltraum geht weiter

Schweden/Norwegen. Wer schießt als erster in Europa Kleinsatelliten ins All? Der Startplatz Esrange in Kiruna, Schweden, erhielt gestern die Finanzierungszusage, um weiter für das neue Weltraum-Geschäft auszubauen. Konkurrent Andøya Space Center auf den Vesterålen, Norwegen, ist aber mindestens ebensoweit. Und dann ist da noch ein schottisches Unternehmen, das von Island aus ins All will.

Maxus 9 Esrange

Start einer Maxus 9 Rakete in Esrange, Kiruna. Foto Swedish Space Center

Sowohl Esrange (European Space and Sounding Rocket Range) in Kiruna als auch das Andøya Space Center können auf eine lange Erfahrung mit Raketenstarts verweisen. Bisher handelte es sich dabei allerdings um die kleinen, leichten Höhenraketen, vor allem für Forschungszwecke. Sie erreichen die Grenze zum Weltraum und kehren dann zur Erde zurück. Kirunas Raketen fallen in das unbesiedelte Gebiet in der nordwestlichsten Ecke Schwedens.  Die Raketen aus Andøya landen im Meer.

In beiden Stationen hat man nun das Auge auf ein neues Geschäft geworfen. Satelliten können heute sehr klein gebaut und für viele Zwecke eingesetzt werden. Um einen Kleinsatelliten in die Umlaufbahn zu bringen, braucht es keine so riesigen Raketen, wie sie heute von Cape Canaveral oder in Guayana starten. Mit einigen Um- und Neubauten wäre der Start auch von Kiruna oder Andøya aus möglich. Beide Anlagen hatten staatliche Mittel beantragt, um das Konzept weiter zu entwickeln und die notwendigen Veränderungen vorzunehmen.  Andøya Space Center bekam seine Zusage im Mai. Gestern gab es auch für Esrange eine Zusage für die weitere Entwicklung. Esrange-Betreiber Swedish Space Center ist komplett Eigentum des schwedischen Staates. Andøya Space Center gehört zu 90 Prozent dem norwegischen Staat und zu 10 Prozent dem norwegischen Konzern Kongsberg Defence and Aerospace.

In Esrange wurde gestern auch eine neue Testanlage für Raketenmotoren eingeweiht, die ersten Versuche sollen noch in diesem Herbst stattfinden. Der Betreiber rechnet nun mit den ersten Satellitenstarts 2022.  Der Direktor des Andøya Space Center nannte im Mai gegenüber NRK den Herbst 2021 als Ziel für den ersten Start. Das Wettrennen um die prestigeträchtige Premiere bleibt also spannend. 

Viele wollen mitmischen im Kleinsatelliten-Geschäft

Doch es sind nicht nur die Skandinavier mit ihren eigenen Startplätzen, die sich auf das Kleinsatellitengeschäft vorbereiten. Auch diverse Raketen-Start-Ups wollen dabei sein, darunter auch solche aus Deutschland wie die Rocket Factory Augsburg und  Isar Aerospace. Sie sind auf Startplätze wie in Kiruna oder Andøya angewiesen. Auf den britischen Inseln wird ebenfalls der Weg in den Weltraum vorbereitet: Das Unternehmen Skyrora wollte ursprünglich von Schottland aus starten lassen, dann sahen sich die Gründer auf dem dünner besiedelten Island um. Im August wurde dort die erste Proberakete erfolgreich getestet. Konkurrenz kommt auch aus dem Süden: Portugal will einen Startplatz auf den Azoren einrichten.

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