Wider den Kahlschlag im finnischen Wald

Finnland. Rund 40 000 Finnen haben die Nase voll. Sie fordern ein „Ende der Kahlschlag-Praxis“ in den staatlichen Wäldern und haben die Petition „Avohakkuut historiaan“ unterschrieben, die fünf Naturschutzorganisationen gemeinsam gestartet haben. Sie fordern eine andere Forstwirtschaft.

Kahlschlag

Schnell, billig, umstritten: Kahlschlag in Finnland. Foto Jani Sipilä, Greenpeace

Finnland ist das waldreichste Land in Europa. Nach der Berechnungsmethode von Destatis sind 73,1 Prozent der Fläche bewaldet, Schweden folgt mit 68,9 Prozent. Zum Vergleich: Österreich bringt es auf 46,9, Deutschland auf 32,7 und die Schweiz auf 31,7 Prozent. 95 Prozent der finnischen Wälder werden nach Kriterien bewirtschaftet, die Nachhaltigkeit sichern sollen – 85 Prozent sind  nach Angaben der staatlichen Behörde Metsäkeskus nach PEFC zertifiziert (Programme for the Endorsement of Forest Certification), knapp zehn Prozent nach den strengeren Regeln des FSC (Forest Stewardship Council).  Im vergangenen Jahr, Finnlands 100-jährigem Bestehen als selbstständiger Staat, wurden außerdem die Schutzgebiete mit einem speziellen Programm ausgeweitet.

Kahlschlag, also das gleichzeitige Abholzen größerer Flächen, ist in Finnland immer noch übliche Praxis. Es ist die schnellste und wirtschaftlichste Methode, Holz zu ernten. Dagegen wendet sich nun die Initiative der fünf Umweltverbände mit ihrer Petition, die eine Diskussion in den Medien und in der Gesellschaft ausgelöst hat. Der finnische Naturschutzverband (Suomen luonnonsuojeluliitto), Greenpeace Finnland, Luonto-Liitto, BirdLife und Natur och Miljö propagieren statt dessen eine Forstwirtschaft, die alle zehn bis 20 Jahre gezielte Eingriffe vornimmt, die das System Wald und die Tiere darin weniger beeinträchtigen. Dadurch blieben auch die Nährstoffe im Boden erhalten, die bei Kahlschlag auswaschen. Und der Wald könne sich auf natürliche Weise verjüngen – Anpflanzungen seien nicht nötig.

Kahlschlag

Bis hier wieder große Bäume stehen, dauert es. Foto Jani Sipilä, Greenpeace

Auch als Naherholungsgebiet sind Kahlflächen weniger attraktiv. Ein Negativbeispiel, das Svenska Yle nennt, ist die Abholzung von 10 Hektar in Evois bei Tampere, was bei der Bevölkerung große Empörung hervorrief. Danach überarbeitete die Forstbehörde ihre Richtlinien.

Geht es nach den Umweltverbänden und ihren Unterstützern, darf dies gerne noch gründlicher geschehen. Der Staat soll mit gutem Beispiel vorangehen: Immerhin ein Drittel des finnischen Waldes ist in staatlicher Hand, vor allem in Nord- und Ostfinnland. Sorgen macht den Umweltverbänden auch, dass 2017 soviel abgeholzt wurde wie noch nie – 63 Millionen Kubikmeter Stammholz und neun Millionen Kubikmeter für Hackschnitzel und Brennholz. Dies sei auf Dauer nicht nachhaltig.

Die schonendere Methode wird bereits benutzt, allerdings nur für einen kleinen Teil des Waldes, vor allem in Lappland, wie Svenska Yle berichtet. Die Kahlschlag-Methode hat auch nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen Befürworter: Manche Baumarten brauchten einfach viel Licht.

50 000 Unterschriften werden benötigt, damit die Petition im Parlament vorgelegt werden kann. Der Vertreter von Natur och Miljö zeigte sich im Interview optimistisch, dass dies bald erreicht ist.

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