Zu viel Mangan: Leitungswasser in Longyearbyen nicht trinkbar

Longyearbyen/Spitzbergen (Norwegen). Das Trinkwasserproblem in Longyearbyen hat sich verschärft. Es wird nun allen Einwohnern geraten, kein Leitungswasser zu trinken. Ursache sind die jüngsten Messergebnisse, die einen stark erhöhten Mangangehalt zeigen. Im Geschäft Svalbardbutikken gibt es ab sofort drei Liter Trinkwasser pro Person und Tag gratis. Das meldet Longyearbyen Lokalstyre. Update 29.9.: Gratis ist nur das aus dem Container abgefüllte Trinkwasser.

See, Berge mit verschneiten Gipfeln, blauer Himmel

Trinkwasser-Stausee Isdammen im Adventdalen

Die erhöhten Werte für Mangan in Longyearbyens Trinkwasserversorgung sind kein neues Problem. Allerdings fallen die Messwerte aus Longyearbyens Trinkwasserreservoir Isdammen in diesem Jahr höher aus als früher.  Schon im Frühjahr war Eltern von Säuglingen geraten worden, für die Kleinen nicht das Leitungswasser zu verwenden, und sie hatten das Recht auf gratis Trinkwasser im einzigen Lebensmittelladen Longyearbyens, Svalbardbutikken. Über Sommer wird eine andere Quelle genutzt, die allerdings ebenfalls einen etwas erhöhten Mangangehalt aufwies. Zu Herbstbeginn wurde das Wasser aus dem Stausee Isdammen erneut getestet und wies diesmal extrem erhöhte Manganwerte auf – bis zu 1000 Mikrogramm pro Liter ( µg/l). Der norwegische Grenzwert für Trinkwasser liegt bei 50 µg/l, die Empfehlung der WHO liegt bei 80 µg/l. Zu hoch, wenn auch nicht so extrem über dem Grenzwert, sind auch die Werte für Sulfat und Nickel.

Gratis Wasser aus dem Laden für alle Einwohner

Alle Einwohner haben nun das Recht, sich drei Liter Trinkwasser pro Person und Tag gratis aus dem Laden zu holen. Darüberhinaus ist der Kauf von Wasser auf fünf Liter pro Haushalt pro Tag beschränkt, damit es für alle reicht. Update 29.9.: Gratis ist nur das von der Svalbard-Brauerei gefilterte und damit unbedenkliche Trinkwasser aus dem Container, das selbst abgezapft werden muss. 

Aufnahme über lange Zeit kritisch

Wie der Oberarzt der Krankenstation im Interview mit Svalbardposten erklärt, bestehe beim Leitungswasser keine Gefahr akuter Vergiftung und kleine Mengen seien problemlos. Nach einer Tabelle der Gesundheitsbehörde gelten 800- 1200 µg/l als Obergrenze für die Aufnahme bei Personen jenseits des Säuglingsalters. Die längerfristige Aufnahme des stark manganhaltigen Wassers könne aber gesundheitsschädlich sein. 

Filterlösung beschlossen, aber noch nicht eingerichtet

Als Maßnahme gegen den hohen Mangangehalt hatte Longyearbyen Lokalstyre bereits einen Versuch mit einer Filteranlage beschlossen. Diese konnte bisher allerdings noch nicht geliefert werden. 

Abhängig von einer einzigen Quelle

Die Qualität des vorhandenen Wassers ist aktuell das größte Problem für Longyearbyen, allerdings nicht das einzige. Denn der abgelegene Ort auf 78° Nord ist  in Sachen Trinkwasser komplett abhängig von seinem Stausee Isdammen. Da die Temperaturen den größten Teil des Jahres unter Null liegen, ist es schwer, an Süßwasser zu kommen. Lediglich in den beiden Sommermonaten wird eine Quelle im Steintippdal genutzt. Neben dem Trinkwasser kann es beispielsweise auch vorkommen, dass Löschwasser benötigt wird. Das Forschungsinstitut SINTEF hatte deshalb in der Vergangenheit bereits empfohlen, eine Alternative zu suchen.

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