Finnland. Die finnische Regierung hat angekündigt, die Post an die Börse zu bringen. Ein Mehrheit der Aktien soll allerdings in der Hand des Staates bleiben. Damit soll gleichzeitig die Entwicklung gesichert und die Staatsfinanzen gestärkt werden.
Postdienste weltweit sind in den vergangenen Jahrzehnten zu Veränderungen gezwungen worden, da Kommunikation über das Internet das Briefeschreiben abgelöst hat. Der Onlinehandel hat dafür zu einem Paket-Boom geführt, den sich die traditionelle Post jedoch mit neuen Anbietern teilen muss – auch in Finnland. Die finnische „posti“ hat sich, wie andere auch, in den vergangenen Jahrzehnten deutlich umstellen müssen, teilweise in einem schmerzhaften Prozess, wie Yle-Analyst Janne Toivonen ins Gedächtnis ruft. Offenbar aber mit Erfolg, denn 2024 war laut Yle ein sehr erfolgreiches Jahr. Die finnische Post hat aktuell noch rund 13 000 Mitarbeiter.
Börsengang und Teilprivatisierung
Nun plant die finnische Regierung den Börsengang und Teilprivatisierung – eine Entwicklung, die beispielsweise die deutsche Post schon seit langem hinter sich hat. Angekündigt ist allerdings, dass der finnische Staat ein Aktienmehrheit behält. In Deutschland ist dies nicht mehr so, über die KfW hält der Staat noch 16,99 Prozent an der DHL Group. Andere nordische Länder haben sich anders entschieden: So sind die schwedische und die dänische Post zu „postnord“ fusioniert, einer Aktiengesellschaft, an der der schwedische Staat 60 Prozent und der dänische 40 Prozent hält. Die norwegische „Posten Bring“ ist ebenfalls eine Aktiengesellschaft, aber komplett im Besitz des norwegischen Staates.
„Entwicklung fördern, Staatsfinanzen stärken“
Dass die finnische Regierung die Teilprivatisierung des Staatsunternehmens anstrebt, passt zu ihrer marktliberalen Linie. „Unser Ziel ist, die bestmögliche Entwicklung für das Unternehmen zu ermöglichen und gleichzeitig die Staatfinanzen zu stärken“ so die zuständige Abteilungsleiterin der Staatskanzlei, Maija Strandberg in der Pressemitteilung.
Der gesellschaftsrelevante Service der Post (unter anderem Briefausteilung mindestens drei Mal die Woche) sowie die staatlich unterstützte Zeitungsverteilung sollen dabei weiterhin erhalten bleiben.
„Volkskapitalismus“
Sowohl Abteilungsleiterin Strandberg als auch der Geschäftsführer der Börse Helsinki Nasdaq, Henrik Husman, betonen gegenüber Yle, gerade jetzt sei die Gelegenheit günstig. Der Börsengang fördere auch den Volkskapitalismus in Finnland, alle Finnen hätten nun die Gelegenheit, einen Teil des Unternehmens erwerben, dessen Dienste sie nutzten, so Husman. Für Yle-Analyst Toivonen ist der wichtigste Grund allerdings, dass der Staat Geld brauche.
Über die Entwicklung der Post ist schon einmal ein finnischer Premierminister gestürzt:
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Danach kam Sanna Marin auf diesen Posten.