Walfangnation Japan und die Verbündeten in Europa

Japan verlässt die Internationale Walfangkommission und will wieder kommerziell Meeressäuger jagen. Diese Nachricht stieß international auf Protest.  Aufmerksamkeit gab es dafür aber auch in Island, Norwegen und den Färöer – jenen Ländern, in denen ebenfalls noch Wale gejagt werden.

Wal

Gefangener Finnwal-Blauwal-Hybride auf Island. Foto hard to port

Japan hat bisher bekanntermaßen auch Wale gejagt, dies aber als wissenschaftliche Notwendigkeit deklariert. Die jüngsten Daten dazu im Register des IWC stammen aus dem Jahr 2016 und der antarktischen Fangsaison 2016/2017. Danach hat Japan 2016 bis Frühjahr 2017 vor der eigenen Küste 37 Minkwale (Zwergwale) und aus Versehen einen Brydewal erlegt, dazu im Nordwestpazifik 90 Seiwale und 25 Brydewale und in der Antarktis 335 Minkwale, insgesamt also 488 Tiere. Ohne die Mitgliedschaft im IWC darf Japan nur noch in seiner eigenen ökonomischen Zone jagen – wie Norwegen und Island.

Walfleisch mag einmal Teil der japanischen Kultur gewesen sein. Doch das Interesse der japanischen Bevölkerung daran ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken. Auf dem Höhepunkt 1962 sollen es einmal 233 000 Tonnen gewesen sein. Inzwischen sind es nicht einmal mehr 3000 Tonnen – und vom Staat subventioniert, wie die New York Times schon 2013 berichtete. Schon damals deckten die Einnahmen nicht mehr die Kosten.

Island: Neue Lizenz nicht sicher

Davon kann Kristján Loftsson wohl ein Lied singen. Die Mannschaft von Islands letztem Walfänger erlegte in der vergangenen Saison 144 Finnwale und zwei Finnwal-Blauwal-Hybriden. 1500 Tonnen schickte er per Kühlschiff nach Japan, auf Island wird Finnwal kaum gegessen. Isländische Medien berichteten in der Vergangenheit immer wieder darüber, dass Loftsson sein Geld mit Anteilen an einem Fischereiriesen machte – sein Walfang kostete nur. 2018 war das letzte Jahr unter der alten Lizenz. Ob es weiter Walfang auf Island geben wird, hängt davon ab, wie die isländische Regierung entscheidet. Es gibt dort sowohl Befürworter als auch entschiedene Gegner.  Das Unternehmen, das in isländischen Gewässern Minkwale jagte, hatte nach sechs Tieren aufgegeben, weil es sich nicht rechnete. Aufgrund der neuen Schutzzonen musste das Schiff zu weit fahren. Whale Watching ist in Island inzwischen der viel größere und wichtigere Wirtschaftszweig.

Norwegen: Walfangflotte geschrumpft

Auch in Norwegen ist die Walfangflotte geschrumpft. Elf Schiffe in der Saison 2018 sind verglichen mit früher wenig. Der norwegische Fischereiminister Harald Nesvik bedauerte gegenüber NRK, dass der inländische Markt für Walfleisch leider so klein sei, dass man nicht so viele Tiere gefangen habe, wie es nach der festgesetzten Quote möglich gewesen wäre. Nach seinen Angaben wurden in Norwegen 2018 rund 450 Minkwale erlegt.

Walfang in Grönland und auf den Färöer für den Eigenverbrauch

Delfine

Tote Weißseitendelfine auf den Färöer. Foto Erik Christensen, CC BY-SA 3.0

Neben dem „wissenschaftlichen“ Fang gestattet der IWC auch Ausnahmen vom Moratorium für den Eigenverbrauch der Urbevölkerung Grönland, Tschukotka (Russland), Alaska (USA) und St. Vincent (Karibik) (Überblick der Quoten und Fänge im Register des IWC).

Hauptsächlich für den Eigenverbrauch jagen auch die Färinger Pilotwale und Delfine – trotz heftiger Kritik angesichts des blutigen Schlachtens in den Buchten wollen sie daran auch weiter festhalten (Statistik der vergangenen Jahre bei whaling.fo). Dort wird allerdings aus gesundheitlichen Gründen zu geringerem Konsum geraten. Die Beute der Pilotwale enthält inzwischen Schwermetalle – und das sammelt sich im Walfleisch.

Dokumentarfilm über Kristján Loftsson, Walfleisch im Restaurant, isländisches Wal-Bier und Walfang-Gegner (englisch/dänisch)

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