Färöer. Die Bucht von Gøtuvik auf Eysturoy war gestern Schauplatz der ersten „grindadráp“ des Jahres. 145 Pilotwale wurden dabei getötet. Darüber berichtete portal.fo.
Die Wale waren gegen 11 Uhr erstmals gesichtet worden. Später, mit mehr Booten, wurden sie in die Bucht getrieben und dort getötet. Erlaubt ist dabei heute nur noch die Tötung mit einem speziellen Gerät, das das Rückenmark im Nacken und die Halsschlagader durchtrennt. Laut portal.fo „dauerte es nur wenige Minuten“.
Auf Außenstehende wirkt eine „grindadráp“ (Pilotwaljagd) extrem brutal. Die Färöer stehen wegen der Waljagd immer wieder international in der Kritik, nicht nur bei Organisationen wie Sea Shepherd. Kreuzfahrt-Reedereien strichen die Inseln im Nordatlantik aus dem Programm, Anonymous hackte färöische Webseiten.
Die Mehrheit der Färinger verteidigt die Waljagd als nachhaltige Beschaffung von Nahrungsmitteln und als Teil ihrer Kultur. Die Regierung betreibt eine eigene Internetseite (Whaling.fo) in mehreren Sprachen, in der sie versucht, der Kritik entgegenzutreten. Zu den Argumenten gehört, dass der Pilotwal nicht im Bestand gefährdet ist und die Jagd streng reguliert ist. Die Färöer sind nicht Mitglied in der International Whaling Commission (IWC), da sie diese nicht für geeignet zur Überwachung kleiner Walarten halten. Sie arbeiten allerdings in der North Atlantic Marine Mammal Commission (NAMMCO) zusammen, die auch Daten mit dem IWC austauscht.
Wie viele Wale jährlich erlegt werden, ist sehr unterschiedlich: Laut der Statistik auf portal.fo waren es 2017 1179 Tiere, 2016 269, 2015 487 und 2014 nur 48.Gejagt wird gemeinsam in kleinen Booten, die die Tiere treiben. Das Fleisch wird nach einem festgelegten Schlüssel größtenteils gratis unter den Einwohnern verteilt.
Wie tief die Waljagd mit der Kultur der Färinger verflochten ist, zeigt der Film „The Island and the Whales“ von Mike Day. Dass man Essen im Laden kaufen kann, ist vergleichsweise neu – in den vergangenen Jahrhunderten überlebte man auf den Inseln nur, wenn man nahm, was es gab. Gemüse wächst dort kaum.
Umso schwerer fällt es manchen nun, vom Walfleisch zu lassen, obwohl inzwischen bekannt ist, dass es PCB und Quecksilber in so hohen Konzentrationen enthält, dass es in anderen Ländern überhaupt nicht verkauft werden dürfte. Auch darum geht es in dem Film.
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