Skellefteå im Krisenmodus: Wie geht es weiter mit Northvolt?

Skellefteå (Schweden). 1100 Northvolt-Angestellte in Skellefteå haben vor kurzem ihre Kündigung erhalten. Das hat Auswirkungen auf den ganzen Ort. Das angeschlagene Unternehmen Northvolt hat bisher jedoch die wichtigsten Zahlungen leisten können. Darüber berichtete SVT.

Fabrik

Firmengelände Northvolt Ett bei Skellefteå. Luftbild Northvolt

Die Kommune Skellefteå hat insgesamt rund 78 000 Einwohner, etwa die Hälfte davon lebt im gleichnamigen Zentralort. Skellefteå gehörte zuletzt zu den wenigen Orten in Nordschweden, die tatsächlich wuchsen – dank Northvolt. Die Batteriefabrik rekrutierte Personal weltweit und hatte vor den Massenentlassungen rund 3000 Mitarbeiter. Insbesondere jene, die nun gekündigt sind und aus dem nicht-EU-Ausland kommen, müssen nun schnell einen Job finden, in dem sie auch noch mindestens 28 000 SEK monatlich verdienen, sonst verlieren sie ihre Aufenthaltsgenehmigung. Neben den gekündigten Personen selbst sorgen sich inzwischen auch andere in der Stadt um ihr Einkommen – so berichtet SVT, dass der Handel die Folgen bereits zu spüren bekommt, auch Subunternehmer sind betroffen. Für letztere stellt die Region Västerbotten nun befristet eine Krisenunterstützung bereit.

Arbeitsmarkt in Nordschweden

Es gibt allerdings durchaus Interesse von mehreren Seiten an den nun Gekündigten: Bei einer von der Kommune veranstalteten Jobmesse waren nicht nur viele Arbeitssuchende, sondern auch viele Firmen aus der Region und darüber hinaus. Zu den größeren Interessenten gehört das in Schweden expandierende Unternehmen Hitachi Energy, vor allem für die Standorte Ludvika und Västerås. In den nächsten Jahren werden auch die Pläne von LKAB in Luleå (Veredlung Phosphor und Seltene Erden) und Gällivare (fossilfrei produzierter Eisenschwamm) sowie  das im Bau befindliche Stahlwerk von Stegra (früher H2 Green Steel) in Boden Personal benötigen.

Bisher keine Insolvenz für das Kerngeschäft

Die Befürchtungen, dass Northvolt bald Insolvenz anmelden würde, sind bisher nicht eingetreten. Zumindest die nötigsten Zahlungen an den Staat und die Gehälter der Mitarbeiter sollen bisher geflossen sein, und hinter den Kulissen sollen laut SVT und Dagens Industri weitere Verhandlungen über Geld laufen. In die Insolvenz ging bisher nur Northvolt Ett Expansion AB, ein Tochterunternehmen, dessen Aktivitäten vorerst eingestellt sind.

Herausforderung Batterieherstellung

Warum ging eigentlich Peter Carlssons schöner Plan mit der europäischen Batteriefabrik bisher nicht auf? Batterieherstellung auf diesem technischen Niveau und im großindustriellen Maßstab ist eben gar nicht so einfach – zu diesem Schluss kommen sowohl Ökonom Claes Hemberg im Finanzmagazin EFN als auch der anonyme Northvolt-Ingenieur bei einer Fragestunde auf Reddit. Der Ingenieur findet außerdem, dass das Management zu ambitioniert war und die Zeitpläne von Vornherein unrealistisch waren. Allerdings habe man zuletzt große Fortschritte gemacht. Deshalb gibt er Northvolt weiterhin eine Chance. Auch der Ökonom geht davon aus, dass die Batteriefabrik bleibt – möglicherweise allerdings mit einem anderen Eigentümer, der nach einer Insolvenz unbelastet vom Schuldenberg neu anfangen könne.

Früherer Artikel zum Thema:

Schweden: Northvolt braucht Geld – und entlässt 1600 Personen

 

Dieser Beitrag wurde unter Schweden, Wirtschaft veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert