Kiruna-Umzug: Kommune will Unterstützung vom Staat

Kiruna (Schweden). Es ist nun gut einen Monat her, dass die Bergbaufirma LKAB die Bewohner Kirunas mit einer neuen Prognose zu den Bergbauschäden in Schock versetzte: Die bisherigen Pläne für den Stadtumzug reichen nicht, weitere 6000 Menschen müssen weichen – und das innerhalb von zehn Jahren. Kirunas Kommunalpolitiker haben nun eine Liste mit Forderungen an LKAB und an den Staat formuliert. Darüber berichtete SVT.

Im August war Kirunas Kirche auf Rollen unterwegs

Dass Kirunas Politiker sich nun konkret an den Staat wenden, hat mehrere Gründe. Die 6000 Menschen, die nun innerhalb von zehn Jahren umziehen sollen, brauchen neuen Wohnraum – die meisten Flächen in und um den Zentralort Kiruna, die dafür infrage kommen würden, sind im Eigentum des Staates. Nur der Staat kann außerdem über die Nutzungskonflikte entscheiden, die beispielsweise mit der Rentierhaltung oder dem Naturschutz existieren. Zum anderen ist die Frist extrem knapp für normale Planungsverfahren inklusive Umsetzung – insbesondere für die Verwaltung einer Kommune, die nur 23 000 Einwohner hat.

Der Staat als Nutznießer des Erzabbaus

Der Staat ist außerdem als Eigentümer von LKAB direkter Nutznießer des fortgesetzen Bergbaus. Bisher verhandelten Kommune und LKAB allein miteinander über alle Schritte. Selbst wenn LKAB dazu verpflichtet ist, die Folgen der Bergbauschäden zu ersetzen, bleiben Kosten und Aufgaben an der Kommune hängen – nicht zuletzt deshalb, weil die Bau- und Mietkosten in Kiruna aufgrund des Stadtumzugs höher sind als in anderen nordschwedischen Städten und Wohnungen knapp. Es ist schwierig, Arbeitskräfte für andere Jobs als in der Grube in Kiruna anzuwerben.

Wer zahlt einen neuen Bahnhof im Zentrum?

In dieser Reihenfolge müssen die nächsten 6000 Einwohner umziehen. Quelle LKAB

Ein Punkt, bei dem sich LKAB und die Kommune bisher nicht einig geworden sind, und der nun ganz oben auf der Liste steht, ist ein neuer Bahnhof im neuen Zentrum. LKAB hat den provisorischen Bahnhof am Luossavaara finanziert und weigert sich, einen weiteren zu bezahlen. Dieser provisorische Bahnhof liegt allerdings außerhalb des alten Zentrums und noch viel weiter entfernt vom neuen Zentrum. Nach der neuen Deformationsprognose wird außerdem nur noch ein kleiner Teil  der Häuser an diesem Ende der Stadt stehenbleiben. Umso wichtiger sei es nun, so fordern die Kommunalpolitiker, dass ein Bahnhof ins neue Zentrum komme.

Folgen des Zwischenfalls in der Kiruna-Grube 2020

LKAB hat inzwischen noch ausführlicher begründet, warum die Schäden so viel umfangreicher ausfallen als ursprünglich berechnet. Eine große Rolle spielt dabei der Zwischenfall in der Kiruna-Grube im Jahr 2020, als dort ein Teil der Grube einstürzte und ein kräftiger Erdbeben verursachte. Menschen wurden dabei nicht verletzt, aber ein Teil der Grube kann nicht mehr genutzt werden (ausführliche Analyse zur Ursache hier). Deswegen wurde auch der Abbau anders weitergeführt als ursprünglich geplant.

Früherer Artikel zum Thema: Schock in Kiruna: Noch 6000 Menschen mehr müssen umziehen

Hintergrund zum Thema: Kiruna – eine Stadt zieht um

Dieser Beitrag wurde unter Bergbau, Gesellschaft, Kiruna, Sápmi, Schweden veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert