Dänemark/Grönland/Färöer. Der neue Folketing in Kopenhagen ist gewählt. Aus Grönland kamen dazu zwei rote, von den Färöer ein rotes und ein blaues Mandat. Dabei wird sich zeigen, ob Mette Fredriksen als voraussichtliche neue Miisterpräsidentin das einlöst, was sie Ende April bei KNR versprochen hat: Mehr Freiraum in der Außenpolitik für die Färöer und Grönland.
Unter den 179 Abgeordneten im dänischen Folketing sitzen vier, die gar nicht aus Dänemark kommen: Jeweils zwei Mandate entfallen auf Vertreter von Grönland und den Färöer. Dort gibt es zwar auch eigene Parlamente, doch diese haben nur innenpolitische Macht. Vor allem die Außen- und Verteidigungspolitik wird nach wie vor in Kopenhagen für die gesamte „Rigsfællesskab“ bestimmt. Die Interessen der drei Landesteile sind allerdings nicht immer einfach unter einen Hut zu bringen: Die Färöer und Grönland sind nämlich nicht (mehr) Mitglieder der EU und lassen sich beispielsweise ungern – wie Island und Norwegen – in ihre Fischereipolitik hineinreden.
Insbesondere dank Grönland ist Dänemark aber weit mehr als ein hyggeliger Staat nördlich von Deutschland. Es ist eine arktische Großmacht mit einem für die NATO strategisch wichtigem Territorium. Dank Grönland sitzt Dänemark im Arktischen Rat und kann eine besondere Beziehung zu den USA pflegen, die auf Grönland ihre Militärbasis unterhalten. Eigenmächtige Kontakte Grönlands zu chinesischen Investoren sind deshalb genauso unerwünscht wie färöische Fischlieferungen nach Russland. Ein Konfliktthema, das aber möglichst klein gehalten wird, ist außerdem der Walfang, auf den die atlantischen Inseln nicht verzichten wollen.
Die Frage der Unabhängigkeit
Sowohl auf den Färöer wie in Grönland gibt es bekanntlich den Wunsch nach einem unabhängigen Staat – bei manchen dringender als bei anderen. Zwei der lautesten Vertreter saßen in der vergangenen Wahlperiode sogar im Folketing: Aleqa Hammond aus Grönland, die allerdings bei ihrer früheren Partei Siumut und bei vielen Landsleuten nach privat ausgegebenen Amtsgeldern in Ungnade gefallen ist, und Magni Arge, der als Ersatz für seinen Tjóðveldi-Parteikollegen Høgni Hoydal gekommen war. Er sorgte für Schlagzeilen, als er den ehemaligen katalanischen Präsidenten Carles Puigdemont erst nach Kopenhagen und dann auf die Färöer einlud. Weder Aleqa Hammond noch Magni Arge erreichten bei der jüngsten Wahl genug Stimmen, um erneut in den Folketing zu kommen.
Grönland doppelt rot, Färöer rot-blau
Für Grönland zieht erneut Aaja Chemnitz Larsen von der linken Inuit Ataqatigiit (IA) in den Folketing ein, die mit Abstand die meisten Stimmen überhaupt auf der Insel bekam. Mit ihr kommt neu die noch junge Aki-Mathilda Høegh-Dam für Siumut (Sozialdemokraten). Die beiden haben bereits erklärt, sie wollten zusammenarbeiten, um die Interessen Grönlands möglichst effektiv zu wahren.
Die Färöer werden im Folketing weiterhin von Sjúrður Skaale (Javnaðarflokkurin, Sozialdemokraten) vertreten. Der zweiten Sitz erhielt Edmund Joensen von den liberalen, pro-dänischen Sambandsflokkurin. Er war früher bereits Mitglied des Folketing.
Trotz der wenigen Stimmen waren die Abgeordneten von den nordatlantischen Inseln immer mal wieder gefragt im Kampf der Blöcke, die traditionell in rot und blau eingeteilt werden. Aleqa Hammond wurde beispielsweise Vorsitzende des Grönlandausschusses, nachdem sie versprochen hatte, die Regierung von Lars Løkke Rasmussen nicht zu stürzen. Drei „rote“ nordatlantische Mandate verhalfen der ersten Regierung von Helle Thorning-Schmidt 2011 zur nötigen Rückendeckung.
Mette Fredriksen dürfte nach jetzigem Stand darauf nicht angewiesen sein. Sie kann sich aber darauf einstellen, dass nicht nur die dänischen Parteien Wünsche haben. Inuit Ataqatigiit brachte vor kurzem in Sermitsiaq ein eigenes Arktis-Ministerium ins Gespräch, selbstverständlich grönländisch besetzt.
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