Der Katalane und der Separatist von den Färöer

Färöer. Die globale Aufmerksamkeit war dem Katalanen Carles Puigdemont sicher, als er vergangene Woche sein Exil in Belgien für Veranstaltungen in Dänemark verließ. Im Königreich Dänemark löste sein Auftritt Diskussionen aus, die wenig mit Katalonien und Spanien zu tun hatten, aber viel mit Dänemark, den  Färöer und Grönland.

Magni Arge

Magni Arge. Foto Steen Brogaard

Hinter Puigdemonts Ausflug nach Kopenhagen stand Magni Arge, einer der beiden färöischen Abgeordneten im Folketing, dem dänischen Parlament. Magni Arge gehört der Partei Tjóðveldi (Republikaner, separatistisch-sozialistisch) an, die  die Loslösung von Dänemark anstreben. Zwar haben sowohl die Färöer als auch Grönland inzwischen umfassendere Selbstverwaltungrechte als früher. Trotzdem kommt es zu Konflikten, und diese bekamen im Zuge des Katalanen-Besuchs auf Einladung eines färöischen Separatisten in den Medien des Königreiches besondere Aufmerksamkeit.

Dänemark und Färöer: Unterschiedliche Interessen

So wies Magni Argi in einem Interview mit der dänischen Wochenzeitung Mandag Morgen auf Situationen hin, in denen die Außenpolitik Dänemarks und der Färöer kollidierten. Im Jahr 2013 hatte die EU-Kommission im Streit um Fischfangquoten Sanktionen gegen den Inselstaat verhängt. Die EU warf den Färöern Überfischung vor. Der Import von färöischen Herigen und Makrelen wurde untersagt, sie durften nicht über EU-Häfen vertrieben werden. Dänemark ist Mitglied der EU, die Färöer nicht.  „Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass ein Königreich sich selbst boykottiert hat“, so Magni Arge zu Mandag Morgen.

Färöer

Tórshavn, Färöer, mit Hafen. Foto Thomas Christiansen

Für die Färöer ist Fischerei der wichtigste Wirtschaftszweig. Als neuen Abnehmer für ihre Produkte fanden sie unter anderem Russland. Die EU hob das Embargo nach gut einem Jahr auf, doch der nächste Konflikt kam: Die EU inklusive Dänemark verhängte Sanktionen gegen Russland aufgrund des Vorgehens auf der Krim. Auf den Färöern ist man jedoch nicht bereit, seinen neuen Handelspartner wieder zu opfern.

Dass Mandag Morgen nun die Beziehungen zwischen Dänemark und der Inselgruppe in einer Krise sieht, liegt auch an einem weiteren Vorfall: Der färöische Außenminister Poul Michelsen war einer Veranstaltung in Kopenhagen ferngeblieben, bei der die Färöer sogar Co-Gastgeber waren. Er habe sich nicht erwünscht gefühlt. Er habe nicht die Möglichkeit gehabt, eine Rede zu halten, ohne dass Dänemark diese zuvor genehmigt habe, zitiert Sermitsiaq Michelsen. Die Vorgeschichte dazu: Der dänische Außenminister war gegen eine Verabredung der Färöer mit Island und Grönland eingeschritten, weil sie damit ihre Kompentenzen überschritten hätten. Diese drei Inselstaaten im Nordatlantik arbeiten im Westnordischen Rat zusammen.

Außenminister bestreitet Krise mit Dänemark

Michelsen bestritt nun im färöischen Fernsehen, dass es eine Krise mit Dänemark gebe. Und Magni Arge repräsentiere nicht die Färöer. Der Gedanke an Unabhängigkeit ist ihm jedoch selbst nicht fern: „Nur das färöische Volk allein kann den Färöern ihre Zukunft garantieren. Sind wir Teil eines größeren Organismus, fallen unsere Interessen unweigerlich unter den Tisch. Wir sind zu klein, um irgendwo den nötigen Einfluss haben zu können“, zitiert ihn NZZ in einer Reportage.

Kommt Puigdemont auch auf die Färöer?

Vertreter der Regierungsparteien waren dem Treffen mit Puigdemont in Kopenhagen übrigens ferngeblieben. Das offizielle Dänemark steht in der Katalanen-Frage auf EU-Linie, also hinter der Zentralregierung in Madrid. Dieses Verständnis von „Selbstbestimmungsrecht eines Volkes“  macht dem Abgeordneten Arge von den Färöer Sorgen: „Letzte Woche haben wir im Folketing einen Antrag der DF (Dansk Folkeparti) diskutiert, bei dem es eigentlich darum ging, dass sie Grönlands Selbstverwaltung aufheben wollten. Diese Art von Gedanken hat sich also schon über die dänischen Grenzen geschlichen.“ Magni Arge hat Puigdemont jetzt auch auf die Färöer eingeladen – er soll im Frühjahr kommen.

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